Radrennen mit 54 Zoll und Karbidlampe

BAD NAUHEIM – Ein historisches Radrennen steigt am 10. September im Rahmen des Jugendstilfestivals (09.-11.09.) in Bad Nauheim. Schnelligkeit spielt dabei aber nicht die größte Rolle.

„Es gibt davon vielleicht noch fünf fahrbereite Räder in ganz Europa“, Wolfgang Fickus vom Radfahrer-Verein 1893 Gross-Gerau ist stolz auf sein Opel Kettenlos. Gebaut 1903 stammt es aus der Blütezeit des Jugendstils.

„Die ‚Kardan-Technik‘ machte es damals extrem teuer und nur für die gut betuchte Gesellschaft bezahlbar. Deswegen existieren nur noch ganz wenige davon.“ Zusammen mit vielen anderen Rad-Raritäten aus der Zeit um 1900 ist das Sammlerstück beim Jugendstilfestival in Bad Nauheim zu sehen. Vom 9. bis 11. September zelebriert das „Weltbad der Belle Epoque“ die Lebensart des Jugendstils mit Architektur, Mode, Musik, Kunsthandwerk und einem besonderen Höhepunkt am Festival-Samstag – dem Historischen Radrennen.

Geschwindigkeit nicht im Vordergrund

Beim Rennen tritt Raritäten-Sammler Fickus auf einem „Opel II“, einer „Leichteren Tourenmaschine“ aus dem Jahr 1898 und in Kleidung von anno dazumal an. Mit Kerzenlampe vorne, einer Öllampe mit rotem Glas hinten, einem kleinen Rennlenker und noch ohne Freilauf zeigt sich das Gefährt im originalen Zustand. Das Rad und sein Fahrer müssen beim Rennen nicht besonders schnell, sondern besonders gleichmäßig ihre Runden im Kurpark und dem angrenzenden Sprudelhof drehen, um zu gewinnen.

Historisches Radrennen
Mit Blütenschmuck: Auch die jungen Fahrer haben mächtig Spaß. Foto: Oliver Groß, Fachdienst Kultur und Sport Bad Nauheim

In besonderer Kulisse

Die Kulisse für das Spektakel ist einzigartig. Die historischen Kuranlagen gelten als größtes geschlossenes Jugendstilensemble in Europa. Da ist es stimmig, dass auch das Outfit der Fahrerinnen und Fahrer zum Baujahr ihres Vehikels passen soll: Die authentischste Erscheinung bekommt den Publikumspreis. Radfahren galt zur Zeit des Jugendstils ohnehin eher dem „Sehen und Gesehen werden“. Damen und Herren, die sich ein Rad leisteten, fuhren damit in feinem Zwirn zur Promenade in den Park aus.

Teilnahme bis Baujahr 1935 möglich

So besteigen auch Udo Kühnel und Sohn Michael in Frack und Zylinder ihre Hochräder. Sie messen 54 Zoll und sind mit Karbidlampen bestückt. Die Vereinskollegen von Wolfgang Fickus bauen Hochräder der Jahre 1880 bis 1890 nach historischem Vorbild eigenhändig nach. Teilnehmen dürfen am Historischen Radrennen alle, die mit Vehikeln bis Baujahr 1935 antreten. Neben Hoch- und Niederrädern, sollen auch Laufräder, sogenannte Draisinen, Velocipedes sowie Drei- und Vierräder an den Start gehen. Anmeldungen sind bis 30. Juli möglich. (pm | Fotos: Oliver Groß, Fachdienst Kultur und Sport Bad Nauheim)

Programm und weitere Informationen auf www.jugendstilfestival.de (externe Seite).

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Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

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