Sicher ist nur ein gemeinsames Bierchen

STADTALLENDORF – Die Zeit ist reif: Am Samstag geht es in Stadtallendorf um die Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren. Wir haben während der letzten Vorbereitung mit drei mittelhessischen Sportlern über ihre Verfassung, Ziele und Emotionen gesprochen.

Um 10:01 Uhr eröffnet Nachwuchsfahrer Thorben Jost von der RSG Gießen und Wieseck mit seinem Start in der Klasse U11 die diesjährigen Titelkämpfe im Einzelzeitfahren.

Von links: Axel Goers, Moritz Schütz, Jan-Niklas Droste

Um 14:53 Uhr geht Radprofi Jan-Niklas Droste vom bayerischen Team Heizomat ins Rennen. Sein Hauptwohnsitz in Gießen berichtigt ihn in diesem Jahr zum Start bei der Hessenmeisterschaft und sorgt damit, wie schon bei den Meisterschaften im Straßenrennen, für ein direktes Duell mit Freund und Trainingspartner Moritz Schütz von der RV Gießen-Kleinlinden, der als letzter Starter der Eliteklasse um 15 Uhr auf die Strecke geht. Die beiden werden sich auf der 6,7 Kilometer langen Wendepunktstrecke auf der ehemaligen Panzerstraße zwischen Stadtallendorf und Neustadt mehrmals begegnen und damit einen direkten Vergleich ihrer Leistung zueinander haben. Für eine Überraschung in seiner Klasse könnte auch Seniorenfahrer Axel Goers (Startzeit 13:04 Uhr) von der RSG Gießen und Wieseck sorgen, der in jüngster Vergangenheit bereits einmal Dritter, einmal Vierter und drei Mal Fünfter bei der Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren war. Wir haben das Trio während der letzten Vorbereitung zur aktuellen Verfassung, Zielen und Emotionen befragt.

Axel Goers, Sie sind in dieser Saison regelmäßig auf der Bahn gefahren und waren dort auch bei den Hessenmeisterschaften im Omnium erfolgreich. Zählt auch das Einzelzeitfahren zu Ihrer Vorliebe?

Goers: Definitiv, gerade Zeitfahren mache ich ja schon ein paar Jahre. Da waren auch schon ein paar Erfolge dabei.

Wie beurteilen Sie Ihre Chancen bei der Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren?

Goers: Ich strebe eine Top-5-Platzierung an. Das Treppchen wäre auch toll. Allerdings wird das ein sehr schwerer Tag, da ich ab 15.30 Uhr noch drei Rennen bei Rennbahn in Flammen in Darmstadt fahren werde.

Was spielt Ihrer Meinung nach, außer dem Material, die größte Rolle für ein gutes Einzelzeitfahren?

Goers: Bei uns in der Seniorenklasse gibt es da ein paar Spezialisten, die fast nur Zeitfahren bestreiten und das fast bundesweit. Bei denen sieht man, dass ein spezielles Zeitfahrtraining schon etwas bringt. Außerdem schadet es sicherlich nicht, wenn man sich selbst ordentlich quälen kann.

Jan-Niklas Droste, Sie mussten nach einem Rennsturz eine Zwangspause einlegen und sind mit drei Siegen in zwei Wochen ausgesprochen eindrucksvoll zurückgekehrt. Wie würden Sie Ihre derzeitige Verfassung beschreiben?

Droste: Ich war natürlich erstmal sehr frustriert nach dem Sturz. Im Nachhinein war es aber scheinbar gar nicht so schlimm, etwas länger Pause gehabt zu haben. Ich konnte dann nochmals gezielt ein paar Kleinigkeiten verbessern und denke, ich bin sehr gut drauf.

Bei der Deutschen Meisterschaft haben Sie ein sehr starkes Einzelzeitfahren gezeigt und unheimlich hohe Wattzahlen getreten. Ist das ein eher theoretisches Indiz für sehr gute Chancen bei der Hessenmeisterschaft oder wie sehen Sie die Chancen in der Praxis des Rennens?

Droste: Nun gut, ich habe aufgrund meiner Größe und Statur sicher nicht das Potenzial ein neuer Tony Martin zu werden, aber die Kraft gibt mir gerade im Flachen die Möglichkeit, ziemlich flott unterwegs zu sein. Ich muss aber sagen, dass ich nicht speziell auf die Meisterschaft hintrainiert habe und hoffe, zumindest zwei Mal vor dem Zeitfahren auf das Spezialmaterial steigen zu können.

Gibt es für Sie ein Duell mit Moritz Schütz oder wie gehen Sie mit der Situation um, mit oder gegen Moritz um den Titel zu kämpfen? Sie sind schließlich auch Trainingspartner und sehr gut befreundet.

Droste: Moritz ist in den letzten Jahren bei der Hessenmeisterschaft ungeschlagen und kennt den Kurs sehr gut. Ich schätze, er wird ein sehr schnelles Rad-Setup haben und es mir sicher nicht leicht machen. Trotzdem setzt mich die Konkurrenz nicht unter Druck. Sollte Moritz den Titel verteidigen, kann ich mich für ihn als Freund genauso mitfreuen.

Moritz Schütz, in dieser Saison haben Sie lange an Ihrer Form gefeilt und scheinbar nicht richtig zu einer optimalen Verfassung gefunden. Steht Ihr zweiter Platz beim Rü-Cup in Essen am vergangenen Wochenende für eine Wende im Verlauf Ihrer Formkurve oder wie würden Sie Ihre Verfassung beschreiben?

Schütz: Naja gefeilt kann man nicht wirklich sagen. Das Trainingslager Anfang des Jahres auf Mallorca verlief nach Plan, aber leider habe ich mich dann verletzt. Ich musste mich behandeln lassen und konnte wochenlang nur wenig oder gar nicht trainieren. Das ganze Frühjahr verlief nicht optimal und so konnte ich meine Form nur bedingt aufbauen. Als Wende möchte ich das letzte Ergebnis nicht sehen. Ein Rennen ist zu wenig aussagekräftig, es hätte genauso gut sein können, dass ich den Sprung in die Spitze verpasst und dann nicht eine so gute Platzierung erreicht hätte.

Ihre Ergebnisse aus den Vorjahren mit mehreren Hessenmeistertiteln im Einzelzeitfahren sprechen für Ihre Stärke und geben sicher Selbstvertrauen. Wie sehen Sie die Chancen für dieses Jahr?

Schütz: Natürlich möchte ich als amtierender Hessenmeister meinen Titel verteidigen, aber ich muss realistisch sein und Jan-Niklas‘ Stärke anerkennen. Ich freue mich für ihn, dass er sich so gut entwickelt hat und gönne ihm den Erfolg. Wenn er keinen Defekt hat, wird er mit Sicherheit die schnellste Zeit des Tages fahren. Im Training habe ich ja schon große Probleme, überhaupt an ihm dran zu bleiben. (Lacht)

Gibt es für Sie dennoch ein Duell mit Jan-Niklas?

Schütz: Natürlich gibt es ein Duell, genauso wie wir uns hin und wieder im Training duellieren. Aber leider geht es immer zu Gunsten von Jan Niklas aus. (Lacht). Jan hat nochmal einen Riesensprung gemacht, im Vergleich zum Vorjahr, und trainiert sehr gut und viel. Die jüngsten Erfolge zeigen, dass er in Topform ist. Ich versuche so schnell wie möglich zu sein, aber egal was passiert, am Abend werden wir auf dem Gießener Stadtfest bestimmt gemeinsam ein Bierchen trinken.

Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg für das Rennen. (sd)

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Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

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