BIEBERTAL – Der 19. Dünsberg Bike & Gravel Marathon war ein Renntag, an dem die freudigen Gesichter überwogen und die Strapazen des Renntages äußerlich schnell verflogen, obwohl es ein harter Wettkampf war. Auf allen drei Distanzen gab es mittelhessische Gesamtsiege – und jede Menge Altersklassenplatzierungen und persönliche Erfolge der 487 gestarteten Fahrerinnen und Fahrer.
Die vielen Helfenden des AMC Rodheim-Bieber und seiner weiteren Unterstützer hatten sich schon am Vorabend gefreut, als während der letzten Möglichkeit zur Anmeldung die Marke von 500 Voranmeldungen deutlich überstiegen wurde. 540 Fahrerinnen und Fahrer hatten der 19. Austragung des Biebertaler Großveranstaltung ihre Zusage gegeben.
Gut besucht, außer auf der Langstrecke
487 Aktive konnten das sportliche Duell rund um den Dünsberg und um jede Menge persönliche Ziele am Morgen in Angriff nehmen. Nur die Langstrecke über 85,6 Kilometer konnte wegen zu weniger Anmeldungen – mindestens 50 hätten es im Vorfeld sein müssen – nicht stattfinden. Ihre Startenden konnten sich aber entscheiden, ob sie stattdessen auf der Kurzstrecke mitfahren würden. Die war mit 56,7 Kilometern und 1.080 Höhenmeter ebenfalls eine schwere Prüfung und somit der erste Start des Tages.
Fotostrecke: Impressionen des 19. Dünsberg Bike & Gravel Marathon.
Fotos: Andi Schwing (Instagram: @andi.schwing)
Podiumsplatzierte schon am Vetzberg vorne
Etliche der 176 Starterinnen und Starter auf der Kurzstrecke dürften gewusst haben, dass Lokalmatador Noah Jung vom Team Delta-Bike.de sich für dieses Rennen viel vorgenommen hatte und ein Favorit für den Gesamtsieg war. Der Fellingshausener selbst wusste wiederum, dass sein Teamkollege Aaron Wilhelmi das gleiche Interesse und die fahrerischen Voraussetzungen dafür mitbrachte. Schon auf den ersten Kilometern Richtung Vetzberg hatte Wilhelmi die erste Attacke gesetzt und damit ein Spitzentrio mit Noah Jung, der mit Rennlizenz der RSG Gießen und Wieseck fährt, und Philipp Mundinger vom RSV Münster, im Trikot des Team Siena Garden Racing, herbeigeführt. Wegen eines Schaltungsdefekts hatte Aaron Wilhelmi nach neun Kilometern dann nur noch einen Gang zur Verfügung. Dieser Gang und damit die Absicht des Gesamtsiegs dürfte dann im wörtlichen Sinn eine Nummer zu schwer gewesen sein, doch das Spitzenduell ging weiter. Jung und Mundinger waren somit zu zweit unterwegs und das Duell um den Tageserfolg schon so früh in voller Fahrt. Durch den Krofdorfer Forst hielten sie mit ihrem hohen Tempo die Verfolger auf Abstand, bevor Mundinger im Anstieg zum Dünsberg die erste ernste Attacke gegen Noah Jung setzte. Der hatte Mühe zu folgen, blieb aber dran und ging sogar als erster in die Abfahrt. Dort war Jung auf seiner Hausstrecke voll in seinem Element und konnte mit seiner Abfahrtsstärke immer wieder unterschiedlich große Lücken zu Mundinger entstehen lassen, in der Hoffnung, dass dieser irgendwann müde Beine bekommen würde. Doch Philipp Mundinger war in bester Verfassung und nicht abzuschütteln. Ganz im Gegenteil: Nachdem der Dünsberg hinter dem Spitzenduo lag, verschärfte der Auswärtsgegner das Tempo und Noah Jung konnte im Anstieg Richtung Königsberg nicht mehr folgen. Die rund 30 Sekunden große Lücke konnte Jung in der Abfahrt dann wieder schließen und sich in Mundingers Windschatten kurz erholen – und vermutlich in diesem Moment einen neuen Plan schmieden.
Entscheidung kostet acht Kilometer lang alle Reserven
Eine Stelle die er sehr gut kannte, nutzte Noah Jung rund acht Kilometer vor dem Ziel – wieder in einer Abfahrt – zu einer neuerlichen Attacke, die die langersehnte Vorentscheidung bringen sollte. Der Mittelhesse blickte sich jetzt nicht mehr nach seinem Verfolger um und blieb auf dem Gaspedal. Aus Zuschauern, Freunden, Familie und Bekannten an der Strecke habe er dabei extra Energie und Motivation geschöpft, sagte Jung, der bis ins Ziel alles in den Vortrieb steckte, was er zu bieten hatte. Schließlich sei das Rennen erst am Zielstrich entschieden. Dort feierte er dann tatsächlich seinen ersten Sieg auf der Kurzstrecke, mit 1:38 Minuten Vorsprung auf den starken Zweitplatzierten Philipp Mundinger und auf den achtbaren Dritten Aaron Wilhelmi, der für die MT Melsungen fährt. Mit Platz fünf machte der Vetzberger Niclas Zimmer von der RSG Gießen und Wieseck in den Topten auf sich aufmerksam, wie auch viele weitere im Gesamtergebnis und den Altersklassen-Wertungen ihre Erfolge feiern konnten. Gerrit Henrich (RSG Gießen und Wieseck / Team Delta-Bike.de) schaffte es als Gesamtsechster in die Topten und Juniorenfahrer Jonas Webelhuth von der Melsunger TG sorgte zwischen all den Herren- und Mastersfahrern auf Platz elf für eine bemerkenswerte Platzierung. Schnellste Frau auf der Kurzstrecke war Irene Woyna (Deutsche Initiative Mountainbike / Voll-Hobby) auf Platz 33 im Gesamtergebnis, vor Michelle Luft (TGV Schotten / Team HWG Gedern) auf Platz 39 und Nina Kuhn (RC Bierstadt), die 40. wurde.
Fotostrecke: Impressionen des 19. Dünsberg Bike & Gravel Marathon.
Fotos: Stephan Dietel
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Jonas Hartmann gewinnt Gravelbike-Rennen
Vor der Spitze der Kurzstrecke hatte schon der Biebertaler Jonas Hartmann das Ziel erreicht, der im Rennen für Gravelbikes über 37,7 Kilometer und 650 Höhenmeter gestartet war. Im vierten Jahr im Programm und im Namen des Dünsberg Bike & Gravel Marathons, hat sich diese Fahrradgattung von einem guten Dutzend Startender im Jahr 2022 zu 112 Aktiven in diesem Jahr entwickelt. Und plötzlich waren sie da: Jonas Hartmann, der nach 1:23:49,4 Stunde mit breitem Grinsen den Sieg des Gravelbike-Rennens in der Tasche hatte und den Vorjahressieger Florian Anders von der RSG Gießen und Wieseck um 15 Sekunden auf Patz verweisen konnte. Während das Spitzenduo damit für die Zuschauenden überraschend schnell im Ziel war, war Jonas Hartmann (#biebertalrollt / Pizza Mouse) von seinem Erfolg gar nicht überrascht: Seit dem Ende der Sommerferien habe er sich intensiv auf sein Heimrennen vorbereitet, das er unbedingt gewinnen wollte, sagte der Lehrer. Nach früher Attacke von Teamkollege Moritz Schütz (RSG Gießen und Wieseck) hatte sich ein Spitzenquartett mit Hartmann, Schütz, Anders und Daniel Schulz-Thomé (RSG Buchenau) gebildet, das sich in der Tempoarbeit aber nicht einig war. Schütz schied mit Reifenschaden aus und in der Gruppe entwickelte sich ein Rennen Mann gegen Mann, im Stile eines Einzelzeitfahrens. Als Florian Anders am Dünsberg kurz zu Boden ging, fiel mit dem Vorjahressieger auch eine Vorentscheidung: Die maximal 30 Sekunden große Lücke zu Jonas Hartmann an der Spitze konnte Anders zwar immer wieder mal verkleinern, aber nicht mehr schließen. „Ich wusste, dass ich, wenn Jonas keinen groben Mist baut, keine Chance mehr habe. Dann habe ich mich nach hinten umgedreht und über Platz zwei gefreut“, sagte Anders anerkennend. Und auch er durfte sich noch über einen Sieg freuen, denn weil Hartmann keine Rennlizenz besitzt gewann Florian Anders die erste Hessenmeisterschaft für Gravelbikes vor dem Gesamtdritten Florian Obersteiner (RSG Gießen & Wieseck / 54×11), der damit Hessen-Zweiter der zusammengelegten Klasse U23, Elite und Masters 1 war. Als schnellste Frau des Gravelrennens war Birgit Jüngst-Dauber vom Cycle.Invest Delta-Bike Crossteam schnellste Hessin mit Rennlizenz. Teamkollege Thomas Hockauf (RSG Gießen und Wieseck) gewann bei den Masters 4 und Vereinskollege Christian Schmidt stand neben dem Hüttenberger Dirk Rademacher (Cycling Team Rhein-Main Rödermark) und dem Kleinlindener Alexander Koop (RV Gießen-Kleinlinden / Cycle.Invest Delta-Bike Crossteam) ganz oben dem Hessen-Podium der Masters 3. Daniel Schulz-Thomé holte Platz eins in der Gravel-Hessenmeisterschaft der Masters 2.
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Maximilian Schmid-Kreuzer überraschter Minimarathon-Sieger
Sichtlich überrascht und erfreut über seinen Gesamtsieg im Mini-Marathon war Maximilian Schmid-Kreuzer von der RSG Gießen Wieseck. Er war zunächst in einer Spitzengruppe gefahren, die auf den 29,3 Kilometern und 480 Höhenmetern aber immer kleiner wurde und die er letztlich mit drei Mitstreitern hinter sich lassen konnte. Vom Wiesenhang bei Fellingshausen, nahe der Umgehungsstraße am Krofdorfer Forst, waren es für Schmid-Kreuzer und die in Summe 171 Verfolgenden noch zwei Kilometer bis ins Ziel. Der Allendorfer absolvierte das Finale von da an als Spitzenreiter und konnte mit 46,5 Sekunden Vorsprung auf Yannik Menczigar vom TV Haiger und 01:20,2 Minute vor Peter Rößel von der SKG Bauschheim den Gesamtsieg auf dieser Distanz feiern. Der Mittelhessische Juniorenfahrer Augustin Otto sorgte auf Platz elf des Tagesergebnisse für ein Resultat mit Ausrufezeichen. Annalena Dietz (TGV Schotten) war hier auf Platz 36 die schnellste Frau vor Nadine Jackel (BikeWork Desch) auf Platz 54 und Nina Würz (Mountain-Monkey) auf Rang 65. Wegen der großen technischen Unterschiede waren die 29 Startenden mit elektrisch unterstützten Fahrrädern auch diesmal in einer eigenen Klasse und ohne Siegerehrung unterwegs. Gefallen hat ihnen der Renntag natürlich trotzdem.
Die Ergebnisse des 19. Dünsberg Bike und Gravel Marathons findet ihr hier.
Viele persönliche und Altersklassen-Erfolge
Insgesamt gab es auf den vielen weiteren Plätzen in den Gesamtwertungen und Altersklassen der drei Distanzen ganz offensichtlichen Grund zur Freude: So hatte sich beispielsweise Udo Becker aus Frankenbach vorgenommen, seine Zeit aus dem Vorjahr zu unterbieten und sich selbst zu beweisen, dass er auch ohne Elektro-Unterstützung schnell ist. Platz 112 und Rang 27 der Masters 3 waren seine persönlichen Erfolge und der Abschluss des Renntages im Kreise seiner Freunde eine echte Belohnung. Sie feierten die Erlebnisse und wohl auch die Strapazen dieses Tages gemeinsam bei Sonne, Siegerehrung und einer Erfrischung.

„Was wir hier machen, ist eine ganz große Teamleistung. Das Lob der Teilnehmenden ist Motivation für die Helfenden, denn die setzen sich am liebsten für ein Rennen ein, das bei den Fahrerinnen und Fahrern gut ankommt.“
– Thomas Gerlach, AMC Rodheim-Bieber
Viele Helfende und bevorstehendes Jubiläum
Noch etliche Stunden lang wurde der 19. Dünsberg Bike und Gravel Marathon an der Biebertaler Großporthalle von den Teilnehmenden gefeiert – herzlich und gut gelaunt umsorgt von den vielen Helfenden des AMC Rodheim-Bieber.
Thomas Gerlach vom AMC Rodheim-Bieber freute sich über viel positive Rückmeldung zur Veranstaltung, stellvertretend für die 130 Helferinnen und Helfer des Vereins und seiner weiteren Unterstützer, Vereine, Polizei, Feuerwehr und Sanitätsdiensten, die diese sportliche Großveranstaltung in der Gemeinde stemmen. Auch habe es sich inzwischen wohl herumgesprochen, dass die Gravelstrecke etwas anspruchsvoller ist, als üblicherweise in den Rennen für diese Fahrradgattung vorzufinden. Die Zahl der Startenden entwickelte sich binnen vier Jahren rasant nach oben.
Im kommenden Jahr haben die Biebertaler dann die 20. Austragung vor sich. Es wäre nicht das erste Mal in der Geschichte des Rennens, wenn sie sich nicht auch für diese besondere Zahl ein Schmankerl einfallen lassen würden.
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.





