GIESSEN – Im Landkreis Gießen läuft bis 15. Juni die Aktion Stadtradeln, die auch zu mehr Alltagsmobilität per Fahrrad animieren möchte. Doch wie fahrradfreundlich sind die Kommunen im Gießener Land und wie sind die Bedingungen für Radfahrende allgemein? Der ADFC Gießen hat die Situation an den Rathäusern kürzlich unter die Lupe genommen und der Landkreis Gießen ruft zur Teilnahme an einer Online-Umfrage auf.
Pedelecs und E-Bikes liegen seit einigen Jahren voll im Trend. Nicht nur in hügeligen Kommunen wie in Biebertal, Langgöns oder Rabenau sind immer mehr Radfahrende mit Elektrounterstützung unterwegs. Wichtig ist dann, dass das wertvolle Fahrrad auch sicher abgestellt werden kann.
Deutliche Verbesserung festgestellt
Dies hat vor vier Jahren auch der Landkreis erkannt und die Abstellanlagen vor den Rathäusern in seinem Radverkehrskonzept untersucht. Das Ergebnis war ernüchternd, denn nur an 7 der 18 Rathäuser konnte man sein Fahrrad rahmenfest an einem guten Fahrradständer anschließen. Anfang dieses Jahres hat der ADFC Gießen erneut hingeschaut und festgestellt, dass sich die Situation deutlich verbessert hat: Inzwischen bieten 15 der 18 Rathäuser rahmenfestes Fahrradparken an. Nur in Laubach, Rabenau und Reiskirchen gibt es weiterhin nur ungeeignete Vorderradhalter, die von Radfahrenden oft als „Felgenkiller“ bezeichnet werden, weil sie weder Diebstahlschutz noch sicheren Stand bieten und es schnell zu einer verbogenen Fahrradfelge kommen kann, wenn das Rad seitlich verkippt wird.
Top und Flop: Fahrrad-Stellplatz am Rathaus in Staufenberg (links) und am Rathaus in Rabenau (rechts). Fotos: ADFC Gießen
Tipp: Durch Verschieben des Reglers können beide Fotos miteinander verglichen werden.
Situation und Umsetzung sehr unterschiedlich
Doch wenn man Beschäftigte und Besucher der Kommunalverwaltung für das Radfahren begeistern will, dann ist nach Ansicht des ADFC sicheres Abschließen der Räder nicht ausreichend. Es brauche auch Überdachungen, denn die Räder der Beschäftigten stehen für viele Stunden und leiden unter Regen. Und wer will schon bei der Heimfahrt auf einen nassen Sattel steigen? Der ADFC lobt daher Gießen, Langgöns, Pohlheim und Staufenberg, denn sie bieten an den Rathäusern auch überdachte Fahrradstellplätze. In Gießen sind diese allerdings auf der Rückseite des Rathauses versteckt und laut Beschilderung nur für Mitarbeitende. In Pohlheim, Staufenberg und Langgöns sind die überdachten Stellplätze hingegen direkt vor dem Haupteingang gut zu erreichen und können von allen genutzt werden. Die Stadt Gießen bietet einen besonderen Service an: Nicht nur die Diensträder, sondern auch die Räder der Beschäftigten stehen in einem zugangsgeschützten Abstellbereich, so dass die Räder auch sicher vor Vandalismus sind.
Top und Flop: Fahrrad-Stellplatz am Rathaus in Pohlheim (links) und am Rathaus in Laubach (rechts). Fotos: ADFC Gießen
Tipp: Durch Verschieben des Reglers können beide Fotos miteinander verglichen werden.
Aufruf für weitere Verbesserungen
Der ADFC ruft die Kommunalpolitik von Laubach, Rabenau und Reiskirchen auf, möglichst bald nachzuziehen und ebenfalls sichere Abstellplätze anzubieten. Insgesamt ist der ADFC mit den Verbesserungen an den Rathäusern sehr zufrieden. Doch Handlungsbedarf bestehe in allen Kommunen, denn an vielen Sportstätten, Kindergärten, Feuerwehr- und Dorfgemeinschaftshäusern fehlten sichere Fahrradabstellplätze, obwohl sich diese Maßnahme schnell und kostengünstig umsetzen ließen.
Online-Befragung zur Fahrrad-Infrastruktur
Wer im Landkreis Gießen regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs ist, kennt häufig die eine oder andere gefährliche Ecke – sei es ein Schlagloch im Asphalt, eine schwer einsehbare Kreuzung oder eine Straße, auf der es mit den anderen Verkehrsteilnehmenden schon mal eng werden kann. Genau diese Ortskenntnisse sind nun gefragt: Der Landkreis Gießen nimmt die Aktion Stadtradeln 2024 zum Anlass, eine digitale Bürgerbefragung ins Leben zu rufen.
Zu finden ist das Projekt „Smarte Fahrradmobilität“ zunächst während des Aktionszeitraums bis zum 15. Juni auf der Beteiligungsplattform des Landkreises Gießen auf seimitdabei.lkgi.de.
„Mit unserer Online-Befragung möchten wir nun während des Stadtradelns den Bürgerinnen und Bürgern erneut die Möglichkeit bieten, Rückmeldungen rund um die Fahrrad-Infrastruktur im Landkreis Gießen einzubringen.“
Anita Schneider, Landrätin im Landkreis Gießen.
„Im Rahmen unseres Radwegeverkehrskonzepts haben wir bereits auf eine breite Beteiligung der Bevölkerung im Landkreis Gießen gesetzt“, sagt Landrätin Anita Schneider. In der Zeit des Stadtradelns seien bekanntermaßen mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs und entdecken Schwachstellen, aber auch Möglichkeiten zur Verbesserung des Radverkehrs.
01.04.2024 – Aktion Stadtradeln in mittelhessischen Kommunen
Kleines und Großes kann gemeldet werden
„Die großen infrastrukturellen Maßnahmen wurden bereits im Radwegeverkehrskonzept festgehalten“, so Schneider weiter, aber oft gebe es Dinge, die schnell gelöst werden könnten – sei es durch kleinere Beschilderungsmaßnahmen oder kleine bauliche Maßnahmen. „Auch Straßenabschnitte, die sich für sogenannte Fahrradstraßen eignen, können gerne gemeldet werden.“
Interaktive Landkarte online
Um Schwachstellen präzise zu identifizieren, befindet sich in dem digitalen Beteiligungsformat des Landkreises Gießen eine interaktive Landkarte. Hier können Orte markiert, Ideen eingereicht sowie Bilder und weitere Anhänge hinzugefügt werden. Darüber hinaus sind Fragen zum persönlichen Fahrrad-Verhalten Teil der Umfrage.
Als Ansprechpartner für die Online-Umfrage sowie das Stadtradeln 2024 steht der Nahmobilitätskoordinator des Landkreises Gießen, Ahmad Al Ahmad, per Telefon (0641-93909346) und E-Mail (ahmad.alahmad@lkgi.de) zur Verfügung.