LAUNSBACH – Der RV Gärtringen ist neuer Deutscher Meister im 5er-Hallenradball. Der RSV Waldrems, seit dem Jahr 2017 ungeschlagener Deutscher Meister, wurde diesmal Zweiter. Die Mannschaft des ausrichtenden RSV Krofdorf-Gleiberg, im Jahr 2016 selbst Deutscher Meister im 5er-Hallenradball, kam auf Platz drei.
Es war ein zweifach historischer Erfolg, den die Gärtringer in der Sporthalle der Gesamtschule Gleiberger Land in Launsbach erreichten: Nicht nur, dass sie die Siegesserie der Waldremser beendeten, sie wurden mit dem zurückeroberten Deutschen Meistertitel auch Rekordmeister im 5er-Hallenradball.
Hörte man sich unter den Zuschauenden in der passabel besuchten Halle nach einem Titelfavoriten um, schien die Mehrheit zu ahnen, dass jetzt die Zeit für den RV Gärtringen gekommen sei. Die junge, aufstrebende Mannschaft hatte in einer ungeschlagenen Saison in der 5er-Bundesliga geglänzt und dabei beachtlich wenige Gegentore kassiert. Doch auf nahezu jede Favoritennennung folgte der Hinweis, dass eine Deutsche Meisterschaft auch wegen der Kulisse an Zuschauenden und der hohen Erwartungshaltung, immer etwas Besonderes sei, dass sich nicht so richtig vorhersagen ließe.
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Trainer-Doppel für dezimierte Heim-Mannschaft
Das wusste auch der Krofdorfer Thomas Abel – aus seiner eigenen langen Laufbahn, in der er zwei Mal Weltmeister im 2er-Radball war und aus seiner Zeit als Trainer, mit der er an die eigene Karriere anknüpfte. Die Spiele würden, je weiter der Tag voranschreite, ruppiger werden, wenn die Resultate wichtiger würden und zugleich die Kraft nachlasse, wusste Abel. Im Duett mit Trainer Thorsten Häuser kümmerte er sich um die Krofdorfer Mannschaft bei der Heim-DM. Und sie alle wussten, dass es nicht einfach werden würde, den angestrebten Podiumsplatz zu erreichen. Dass es bestenfalls um Rang drei gehen würde, schien ihnen aber fast klar zu sein, denn mit Gärtringen und Waldrems sah man die beiden vorderen Ränge quasi vergeben. Erschwerend kam hinzu, dass sich Stammspieler Jens Häuser im Abschlusstraining des 5ers drei Tage zuvor bei einem Zusammenstoß mit einem Vereinskollegen mehrere Rippen angerissen hatte und damit zum Zuschauen verdammt war. Und auch der Einsatz von Kai Kraft war nach einer Meniskus-Operation in der Vorwoche ebenfalls ausgeschlossen. Sascha Götz, Luca Wagner, Steven Johncox und Philipp Schäfer, sowie Jascha Wagner im Tor, waren mit Ersatzspieler Felix Nickel und Ersatz-Tormann Henrik Dellner das verbliebene Krofdorfer Aufgebot dieser 5er-DM.
Fotostrecke: Deutsche Meisterschaft 5er-Hallenradball 2024, Teil 1
Fotos: Stephan Dietel
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Erstes Tor nach 21 Minuten – Gärtringen in Form
Im Eröffnungsspiel des RVW Naurod gegen den RSV Krofdorf-Gleiberg gelang das erste Tor des Tages nach rund sechs Minuten in der zweiten Halbzeit der Mannschaft aus Naurod. Krofdorf konnte dann aber noch zum 1:1-Endstand ausgleichen. Eine erste Standortbestimmung war die Partie des RV Gärtringen gegen den RSV Waldrems, die mit 4:1 für Gärtringen die Titelambition deutlich machte. Mit einem verwandelten Sieben-Meter-Strafstoß gelang Krofdorf das erste Tor im Spiel gegen die RSG Ginsheim, gefolgt vom zweiten Tor der Mittelhessen 20 Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit. Wenige Sekunden vor Schluss der zweiten Halbzeit konnte Ginsheim noch einen Treffer landen, der die 1:2-Niederlage gegen die Krofdorfer aber nicht verhindern konnte. Eine deutliche Sache war das 4:1 von Waldrems gegen Naurod, bei der die letzten beiden Tore so dicht hintereinander fielen, dass die Waldremser gleich durchgehend jubeln konnten. Das Spiel von Gärtringen gegen Ginsheim stand durch die Krofdorfer besonders unter Beobachtung – hätte es ihnen mit einem Unentschieden den angestrebten Platz auf dem Podium doch in greifbare Nähe gerückt. Nach einem 0:0 in der ersten Halbzeit konnte Gärtringen nach dem Wiederanpfiff zwei Treffer verbuchen, ehe die Partie hitziger wurde und Ginsheim nach zwei Zeitstrafen zwischenzeitlich nur mit seinem Torwart und zwei Abwehrspielern gegen den Liga-Spitzenreiter auf dem Feld stand und die 0:2-Niederlage nur über die Zeit retten, aber nicht verhindern konnte.
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Fotos: Stephan Dietel
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Krofdorf setzt auf Erfahrung
„Wo andere ein, zwei Torchancen brauchen, brauchen wir eher drei, vier deutliche Chancen“, ordnete der Krofdorfer Abwehrspieler Jens Häuser selbstkritisch ein. Auch beim Spiel gegen den RSV Waldrems dürfte es dem 51-jährigen in seiner 44. Saison unter den Nägeln gebrannt haben, seine Mannschaft auf dem Spielfeld zu unterstützen, doch die verletzten Rippen machten seinen erfahrenen Einsatz weiter unmöglich. So kam Ersatzspieler Felix Nickel, der erst seit fünf Jahren Radball spielt, noch öfter zum Einsatz und verdiente sich damit auch einen anerkennenden Schulterklopfer von Trainer Thorsten Häuser, wenngleich man gegen des RSV Waldrems mit 0:2 unterlag. „Eigentlich muss man alle fünf bis sieben Minuten regelmäßig durchwechseln, um sich nicht zu verbrauchen“, wusste Krofdorfs Stürmer Luca Wagner, doch ohne ausreichend viele Ersatzspieler, war den Mittelhessen diese Möglichkeit nicht gegeben und damit jeder deutlich mehr als üblich gefordert. Hinzu kommt im Falle der Krofdorfer, dass man mitunter gegen gut zehn Jahre jüngere Gegner spielt, das 5er-Radballspiel nicht mehr ganz so intensiv wie früher trainiert und dass man bei der DM noch eine Begegnung mehr als an gewöhnlichen Spieltagen zu meistern hat, ordnete Kapitän Sascha Götz ein. Mit seinem früheren 2er-Partner Luca Wagner hat Götz seit einem Jahr seine aktive Laufbahn eigentlich hinter sich, doch im 5er wollen beide ihrer Mannschaft weiter treu bleiben. Die Rückkehrer Patrick Uwiß und Henrik Dellner, die einige Jahre pausierten, verliehen der Mannschaft jetzt wieder weiter an Stärke. Mit den erfahrenen Steven Johncox, Philipp Schäfer und Torwart Jascha Wagner steht in Summe sehr viel Erfahrung auf dem Spielfeld, mit der man sich auch jungen Mannschaften gegenüber gut aufgestellt sieht.
Die Ergebnisse der 5er-DM findet ihr hier als Service von www.radball.at.
Frühe Freude für Gärtringen – Duell um Platz drei
Nach dem 2:2-Unentschieden zwischen dem RVW Naurod und der RSG Ginsheim mussten die Krofdorfer das Aufeinandertreffen von Erfahrung und Kraft-Ausdauer im Spiel gegen den RV Gärtringen zeigen. Der Liga-Sieger fand anerkennende Worte für die bis dahin gezeigten Spiele des Gastgebers und die Krofdorfer legten sich mächtig ins Zeug, um auch dieses konditionell maximal herausfordernde Duell unter viel Beifall der jetzt komplett gefüllten Krofdorfer Tribüne bestmöglich zu bestehen. Mit 3:0 war der Ausgang des Spiels eine klare Sache für Gärtringen. Platz drei blieb für die Krofdorfer aber weiterhin machbar, wenngleich sie darauf keinen Einfluss mehr hatten, denn nachdem der RSV Waldrems mit 1:0 gegen Ginsheim gewonnen hatte, wurde die finale Begegnung des RV Gärtringen gegen den Liga-Zweiten aus Naurod mehr zu einem Spiel um Platz drei für Naurod. Mit einem Sieg hätten sie den Sprung auf das Podium anstelle der Krofdorfer geschafft, während Gärtringen schon ein Unentschieden zum Deutschen Meistertitel gereicht hätte. Entsprechend gebannt verfolgten die Krofdorfer die letzte Partie der Heim-DM. Mit seinem 4:1 unterstrich der RV Gärtringen die in Launsbach gezeigte Leistung und machte auch unter diese 5er-DM einen Strich, die schon einige Sekunden vor dem Abpfiff in verdiente Feierlaune überging. Torschützenkönig wurde Luis Müller vom RV Gärtringen und erhielt den „Kanonierpokal“. Und auch die Krofdorfer waren mit Platz drei hinter Vizemeister RSV Waldrems zufrieden, mit vollem Einsatz und ein bisschen Glück, das realistisch geglaubte Ziel, den Platz auf dem Podium, tatsächlich erreicht zu haben.
Von Dieter Schmidt
Vor Beginn der Spiele machte sich bei allen Mannschaften eine hohe Anspannung und leichte Nervosität bemerkbar. Es ging allen um etwas. Das zeigte sich auch bei den ersten fünf Spielen: Etliche Mahnungen wurde erteilt und Zeitstrafen verhängt. Nach der kleinen Pause wurde überlegter gespielt.
Krofdorf gegen Naurod (1:1)
In der Krofdorfer Aufstellung fehlten zwei Stammspieler wegen Krankheit. Das merkte selbst das sehr zahlreiche Publikum in jedem Spiel. So versuchte man von Beginn an sehr konzentriert zu spielen. Nach sechs Minuten in der zweiten Halbzeit erzielte Naurod das erste Tor. Krofdorf spielte jetzt energischer, der „Libero“ der Mannschaft, Philipp Schäfer, spielte lange Bälle ins gegnerische Torfeld. Einen langen Ball konnte Steven Johncox übernehmen und zum 1:1 einschießen. Jedoch wurde zu wenig von Krofdorf auf das gegnerische Tor geschossen, so blieb es beim Unentschieden.
Gärtringen geben Waldrems (4:1)
Durch den Bekanntheitsgrad der beiden Mannschaften wusste man, dass dies das vorgezogene Endspiel sein würde. Gärtringen mit seinen sehr jungen, talentierten Radballern, spielte sehr schnell und überzeugend. Die sehr erfahrenen Waldremser spielten alle Bälle sofort nach vorne und ohne Umschweife. So konnte der Führungsspieler Björn Bootsmann bereits nach sieben Minuten Waldrems in Führung bringen. Jetzt war Gärtringen hellwach und zeigte sein ganzes Können und den Willen, unbedingt zu gewinnen. Zwei Minuten vor Halbzeitschluss erzielte Kai Schäfer den Anschlusstreffer und mit dem Schlusspfiff war es Luis Müller, der Gärtringen in Führung brachte. In der zweiten Hälfte dominierte Gärtringen das Spiel. Bereits nach sechs Minuten erzielte Markus Schäfer das 3:1 und vier Minuten vor Spielende erzielte wieder Luis Müller nach tollem Spielzug das 4:1.
Ginsheim gegen Krofdorf (1:2)
Wenn Krofdorf drei Punkte holen wollte, dann gegen Ginsheim. Ein kämpferisches Spiel war zu erwarten. Nach gut zehn Minuten erhielt Krofdorf nach Foulspiel einen Sieben-Meter-Strafstoß zugesprochen, den Sascha Götz zum 1:0 ins Tor versenkte. Philipp Schäfer trieb ständig seine Vorderleute mit langen Bällen ins gegnerische Torzentrum. Das nutzte Sascha Götz zum 2:0. In der zweiten Hälfte gelang Naurod nach schwacher Abwehrleistung von Krofdorfs-Hintermannschaft der Anschlusstreffer. Pech noch für Krofdorf durch einen Pfostenschuss von Steven Johncox.
Naurod gegen Waldrems (1:4)
Von Anfang an ein starkes Verteidigungsspiel von Naurod bis zur letzten Minute der ersten Halbzeit. Andreas Bertsch erzielte in der letzten Sekunde das 0:1 für Waldrems. Nach der Halbzeitpause erspielte sich Waldrems Vorteile noch und noch. Bereits noch in der ersten Minute erzielte Marcel Schüle das 0:2. Das 0:3 erzielte Björn Bootsmann nach sieben Minuten und das 0:4 nach acht Minuten. In der Schlussphase konnte Naurod durch Marco Wagner den Anschlusstreffer erzielen.
Gärtringen gegen Ginsheim (2:0)
Stark verteidigend und hellwach hatten die Ginsheimer die sehr schnellen Gärtringer in der ersten Hälfte im Griff. Danach überzeugte Gärtringen immer durch sehr schnelles und sicheres Kombinationsspiel. Durch ein Eigentor in der fünften Minute der zweiten Halbzeit führte Gärtringen 1:0. Kurz darauf auch das 2:0 für Gärtringen. Mit etwas Glück hätte hier für Ginsheim ein anderes Ergebnis erzielt werden können.
Dann folgte eine kleine Pause.
Waldrems gegen Krofdorf (2:0)
Mit dem Anpfiff lies Waldrems kein Zweifel am Sieg gegen Krofdorf. Starkes Angriffsspiel der Waldremser verhalf dem starken Marcel Schüle zum 1:0 in der Schlussphase. Ein regelrechtes Getümmel im Abwehrzentrum (elfte Minute) der Krofdorfer führte zum Sieben-Meter-Strafstoß gegen Krofdorf, den Marcel Schüle sicher verwandelte. In der zweiten Hälfte spielten Krofdorfs Philipp Schäfer und der Tormann Jascha Wagner viele lange Bälle in gegnerische Torzentrum, die aber nicht von den Vorderleuten zum Torschuss genutzt wurden. Stark verteidigend konnte Krofdorf das 2:0 über die zweite Halbzeit retten.
Naurod gegen Ginsheim (2:2)
Beide Mannschaften kennen sich sehr gut. Wobei der Vorteil in der ersten Hälfte bei Ginsheim war. Bereits nach 5 Minuten erzielte Mika Ehrhard das 0:1 für Ginsheim. In der zweiten Hälfte erzielte der stark aufspielende Marco Wagner den ersten und zweiten Anschlusstreffer, ehe Ginsheim noch ausgleichen konnte.
Gärtringen gegen Krofdorf (3:0)
Krofdorf versuchte von Anbeginn den ständig angreifenden Gärtringer Paroli zu bieten. Das gelang nur bedingt. Gärtringen nahm das 1:0 mit in die Halbzeitpause. Danach dominierten die Gärtringer. und erzielten noch zwei Tore – Das 3:0 fiel in der 13 Min. durch Kai Schäfer. Die Krofdorfer konnten nur wenige Torschüsse auf das Gärtringer Tor loslassen.
Waldrems gegen Ginsheim (1:0)
Das war ein knappes Spiel mit sehr starken Verteidigungszehnen. Alles Anlaufen auf das jeweilige gegnerische Tor wurde irgendwie geblockt. So blieb das in der 1. Halbzeit erzielte Tor von Waldrems das Entscheidende.
Naurod gegen Gärtringen (1:4)
Im letzten Spiel der Meisterrunde erzielte Naurod in der ersten Halbzeit das 1:0. Eine echte Überraschung. In der zweiten Spielhälfte zeigte Gärtringen sein Können. Mit viel Tempo, Spielwitz und sicheren Abgaben wurden vier Tore gegen Naurod erzielt. Alle Torschützen konnten befreit jubeln. Naurod hatte nur noch wenig dagegen zu setzen. So gewann Gärtringen verdient die Deutsche Meisterschaft.
REDAKTION | Dein Sport. Dein Revier. Wir berichten von hier.
Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.