XCO-DM: Das Geschehen nacherleben

GEDERN – Ein fünfter Platz für Noah Jung sowie Platz 12 für Niclas Zimmer im Rennen der U23 und viel Pech für die einzigen mittelhessischen Elite-Fahrer gestalteten einen langen Renntag im Kampf um die Deutschen Meistertitel im Cross Country.

Am vergangenen Sonntag (06.06.) wurden in Gedern die Deutschen Meisterschaften der U23 und Elite im olympischen Cross Country (XCO) ausgetragen. Insgesamt fünf mittelhessische Mountainbiker starteten auf die anspruchsvolle Rennstrecke der ausrichtenden Gemeinschaft um das Team HWG Gedern und dem TGV Schotten.

Vor zwei Jahren erhielt der vier Kilometer lange Rundkurs eine Aufwertung in die C1-Kategorie, wodurch er mittlerweile als fester Bestandteil der internationalen MTB Bundesliga gilt. Das knackige auf und ab der insgesamt 140 Höhenmeter, sowie permanente Richtungswechsel auf wurzeligen Trails und die unzähligen Sprünge bieten kaum Möglichkeiten für kurze Erholungen. Während sich Außenstehende an der Vielfalt des Renngeländes erfreuen, müssen Fahrer und Fahrerinnen nahezu im Sekundentakt auf technische Hindernisse reagieren. Da wundert es kaum, dass Noah Jung im Startfeld des Rennens der U23 stehend, nicht mehr anzusprechen war.

Fokussiert im Rennen der U23

Das Rennen der männlichen U23 läutete um 11 Uhr den Start des wohl härtesten deutschen Renntages ein. Die Startaufstellung erfolgte in Reihen zu je fünf Fahrern. In die zweite Reihe durfte der Vetzberger Niclas Zimmer von der RSG Gießen und Wieseck einrollen. In der vierten Reihe wartete sein Wiesecker Vereinskollege Noah Jung vollkommen fokussiert auf den Startschuss. Aus den weiteren Reihen blickte Rico Libesch vom ausrichtenden TGV Schotten über das durchaus stark besetzte Fahrerfeld. Auf eine verkürzte Einführungsrunde folgten sieben weitere über die volle Rundenlänge von vier Kilometern. Niclas Zimmer (Stenger-Bike Team) kam in der Top Zehn als erster der drei Mittelhessen aus der Einführungsrunde zurück in den Start-Ziel-Bereich. Nur wenige Positionen hinter ihm begann Noah Jung im blauen Teamtrikot von Delta-Bike.de seine Aufholjagd an die Spitze. Bedingt seiner ungünstigen Startposition und den Stauungen des Teilnehmerfeldes blieb für Rico Libesch (Team HWG Gedern) der Weg nach vorne zunächst versperrt. Runde um Runde befand sich Noah Jung unermüdlich im Vormarsch. Vor Einfahrt in die vorletzte Runde kassierte er mit einem kräftigen Antritt gleich zwei Fahrer und übernahm zwischenzeitlich die vierte Position. Der Junioren Weltmeister Lennart Krayer (Lexware MTB Team) lag dem Doppel-Hessenmeister im XCO und Marathon dicht auf den Fersen und hatte dabei Jan-Ole Zilse (ROSE Racing Team) am Hinterrad. Die Tempoverschärfungen durch Krayer sprengten das Trio, sodass Jung am äußersten Limit um den fünften Platz kämpfte. In einem Abstand von 40 Sekunden konnte die Wiesecker Gazelle noch vor Zilse als fünfter Fahrer mit erhobener Faust ins Ziel einfahren.

Niclas Zimmer, der mit einer lädierten und noch nicht auskurierten Schulterverletzung aus Vetzberg nach Gedern reiste, fuhr mit großer Anspannung ein riskantes Rennen. Ein weiterer Sturz auf die Schulter, wie vor vier Wochen im Weltcup Rennen in Albstadt, würde nach Aussage seines Physiotherapeuten das sofortige Ende der Saison bedeuten. Trotz seines Handicaps konnte Zimmer solide Runden absolvieren und auf Platz 12 über den Zielstrich rollen. In zwei Wochen möchte der Social Media Student an einem Qualifikations-Rennen für die deutschen Rad-Kriterium Meisterschaften teilnehmen, die Ende August in Gießen stattfinden sollen. Rico Libesch erreichte mit dem 30. Platz in etwa die Mitte des Rennens. Das Deutsche Meistertrikot darf sich fortan David List (Lexware MTB Team) überziehen.

Fotostrecke: Deutsche Meisterschaft 2021 Cross Country (XCO) U23 | Fotos: Constantin Zinn

Schwesternglück in den Rennen der Frauen

Vor zwei Jahren bei den Juniorinnen Weltmeisterschaften in Leogang den zweiten Platz als beste deutsche Starterin erkämpft, ist Luisa Daubermann nun offiziell auch die schnellste deutsche U23 Fahrerin. Das Rennen der weiblichen U23 wurde um 13:02 Uhr, nur zwei Minuten hinter der Frauen Elite, gestartet. Waren in der Elite doch große Namen wie Ronja Eibl (Alpecin-Fenix) oder Elisabeth Brandau (EBE-Racing) an vorderster Position erwartet, setzte sich Leonie Daubermann (Stevens Racing Team) äußerst selbstbewusst gegen ihre starke Kontrahentinnen durch. Obwohl sie ebenfalls mit ihrer Schwester Luisa in der U23 hätte starten dürfen, entschied sie freiwillig die Teilnahme des Elite Rennens. So konnten die Daubermann-Schwestern einen unerwarteten Doppelsieg feiern. Aus mittelhessischer Sicht waren keine Frauen in den Rennen vertreten.

Fotostrecke: Deutsche Meisterschaft 2021 Cross Country (XCO) Frauen | Fotos: Constantin Zinn

Am Ende räumte die Männer Elite ab

Er war schon vor dem Rennen der Elite der Star auf den alle blickten: Manuel Fumic. Der Cannondale Werksfahrer wird nach den olympischen Spielen seine Karriere als erfolgreichster deutscher Mountainbiker beenden. Einen Meistertitel gibt es in Gedern keinesfalls geschenkt. Dafür sollten unter anderem Weltcup Fahrer wie der seit zwei Jahren ungeschlagene deutsche Meister Max Brandl und dessen Teamkollege Georg Egger (Lexware MTB Team) sorgen. Bei solchen Namen braucht es viel Mut und Selbstbewusstsein um sich inmitten des Fahrerfeldes einzuordnen. Der Schottener Lokalmatador Tobias Eise, sowie der in Gießen studierende Sean Feldhaus (Mondraker Rockets) besitzen solche Eigenschaften. Sie standen hintereinander in der fünften und sechsten Startreihe. Beide gaben schon vorab des Rennens äußerst entspannt zu Protokoll, dass sie einfach nur mitfahren möchten. Sie waren die Ruhe selbst. Tobias Eise nahm wohl bemerkt am Vortag an einem Bundesliga Radrennen in der Schweiz teil, das er auf einem beachtlichen 23. Platz beendete. ,,Ich will hier in meiner Heimat einfach nur ein spaßiges Rennen fahren und hoffe, dass mir nicht das Bike auseinander fliegt“, teilte uns der mittlerweile beruflich stark eingespannte Weltmeister im Duathlon aus dem Startblock mit. Tatsächlich habe er am späten Vorabend noch letzte Teile an sein Mountainbike montiert und dabei Unstimmigkeiten festgestellt. Ein Schritt seitwärts standen wir vor Sean Feldhaus. Er bereitete sich in den vorangegangenen zwei Wochen in Gießen auf das Rennen vor. Obwohl seit 2019 der amtierende Elite Landesmeister (NRW) im Cross Country, ist er seit 2020 kein einziges XCO Rennen gefahren. Umso erfolgreicher war er im Straßenrennsport aktiv. Den Sieg des Gießener Stadttheater Radrennens verpasste er letztes Jahr um nur einen Wertungspunkt auf dem zweiten Platz. Um 15 Uhr fiel der Startschuss für das Elite Rennen der deutschen Meisterschaften. Das letzte Rennen des Tages forderte acht Runden. Womit Eise und Feldhaus nicht rechneten war ein frühzeitiges Ausscheiden des Rennens durch die 80 Prozent-Regelung. Nach vier Runden fiel Eise wegen eines Defektes seines Schaltwerkes unter die Zeitmarke und beendete den vertrauten Rundkurs auf dem 29. Platz. Feldhaus kam leicht zu Fall, doch stieg schnell wieder zurück in den Sattel. Nachdem ihn ein Stück Draht im Hinterrad erneut zum kurzen Stopp zwang, wurde auch er nach der fünften Runde auf dem 24. Platz liegend aus dem Rennen gewunken. Danach ließ er seine Schürfwunden des linken Beines versorgen. Trotz Pech und Pannen beendeten Tobias Eise und Sean Feldhaus das Rennen in der ersten Hälfte der Endergebnisse.

Seinen wohl letzten deutschen Meistertitel konnte sich Manuel Fumic (Cannondale Factory) in einem souveränen Rennen einfahren. Wirkte er zu Beginn noch etwas abgeschlagen der Spitze hinterher fahrend, erfolgte ab der Hälfte des Rennens eine impulsive Aufholjagd mit Übernahme der Spitze. Ihm folgten mit mehr als einer Minute Rückstand Niklas Schehl (Team Bulls) und Georg Egger (Lexware MTB Team) auf das Podest.

Fotostrecke: Deutsche Meisterschaft 2021 Cross Country (XCO) Elite | Foto: Constantin Zinn Fotostrecke: Deutsche Meisterschaft 2021 Cross Country (XCO) Elite | Foto: Constantin Zinn

Fotostrecke: Deutsche Meisterschaft 2021 Cross Country (XCO) Elite | Fotos: Constantin Zinn

Zwei Videos des Renntages findet ihr hier.

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Matthias Steinberger
Stv. Redaktionsleitung | Leitung Fotoredaktion | Ressortleitung Mountainbike, Radreise, Technik | Formatchef "Wohin am Wochenende" | mst@radsportnachrichten.com

Wohnt in Gießen, treibt seit dem Jahr 2018 das Ressort Mountainbike voran und ist Erfinder und Leiter des Formats "Wohin am Wochenende". Als Stv. Redaktionsleiter ist er eine Säule der Redaktion und zählt zum Inventar. Seine Wurzeln liegen im XC-Sport und führten durch mehrere Stationen. Der noch immer aktive Ausdauersportler ist keineswegs festgefahren. In unserer Redaktion stürzt er sich voller Begeisterung in die Welt des Radsports.

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Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

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