NEUSTADT – Mit welligem Streckenprofil, strammem Wind und Wendepunkten war die Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren eine anspruchsvolle Prüfung, die in diesem Jahr so manche Führung und sogar Podiumsplätze durcheinander zu wirbeln wusste.
Wer Hessenmeisterin oder Hessenmeister im Einzelzeitfahren werden wollte, hatte es in diesem Jahr mit einem weiteren Gegner zu tun, denn dem Platz auf dem Podium stand ein strammer Wind entgegen, wie unser Video zeigt.
Wellige Strecke mit Wendepunkten
Mit rund 60 Höhenmetern pro Runde war die Strecke spürbar wellig. Sie verlief in langgezogenen Kurven durch bewaldetes Bundeswehr-Gelände zwischen Neustadt und Stadtallendorf und ist jährlich auch ohne Wind eine anspruchsvolle Meisterschaft im Einzelzeitfahren. Hinzu kommt, dass je nach Rennklasse unterschiedlich oft Wendepunkte zu meistern sind, an denen neu Fahrt aufgenommen werden muss. Und der Kampf gegen die Uhr hatte in diesem Jahr noch ein paar überraschende Wendungen mehr zu bieten, als nur die Wenden auf der Strecke.
Die Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren findet traditionell auf einer Panzerstraße statt, die zwischen Neustadt und Stadtallendorf über Bundeswehr-Gelände verläuft und für den normalen Verkehr ohnehin gesperrt ist. Ausrichter ist seit einigen Jahr der Radsportverein Marburg, der das Einzelzeitfahren nach einer Pause wieder in den Rennkalender zurückgebracht hat und es in seiner jüngeren Geschichte zunächst von Stadtallendorf in Richtung Neustadt ausgetragen hat. Jetzt wird wieder von Neustadt in Richtung Stadtallendorf gefahren, was laut Ausrichter auch in Zukunft so bleiben soll.
Neben der welligen Strecke sind am Start in Stadtallendorf sowie einige Kilometer entfernt im Wald Wendepunkte eingerichtet. Die Wende im Wald ist zunächst nach fünf Kilometern platziert, denn die Nachwuchsklassen der männlichen und weiblichen Schüler U11 bis 15 fahren nur eine Runde, die damit zehn Kilometer Länge hat. Die höheren Rennklassen fahren zwei Runden und wenden daher auch am Startort in Neustadt, um auf ihre zweite Runde zu gehen. Für die U23 und Elite der Männer, sowie für das Jedermann-Rennen wird die Wende im Wald noch weiter nach hinten versetzt, so dass sie bei 6,25 Kilometern liegt und damit insgesamt 25 Rennkilometer aus zwei Runden mit insgesamt drei Wenden zusammenkommen.
Bronze für Jan Nissel
Mit einer Fahrzeit von 17:05,22 Minuten im zehn Kilometer langen Einzelzeitfahren der Schüler U15 konnte sich der Wetzlarer Jan Nissel (RSG Frankfurt) die Bronzemedaille hinter Gustav Grebe (ZG Kassel, 16:44,95 Minuten) und Daniel Gutbier (RSG Frankfurt, 16:05,99) sichern. Nils Hartmann von der RSG Buchenau kam in 20:40,39 Minuten auf Rang acht.
Aus U17-Führung wird Vize-Hessenmeisterschaft
Der Fuldaer Leopold Beirig, der für den TGV Schotten fährt, war an der Zwischenzeitnahme nach zehn Kilometern schnellster Fahrer der Jugend U17. Doch in dieser Klasse war eine zweite Runde zu fahren, auf der er ein paar Sekunden einbüßte und nach 30:07,61 Minuten mit elf Sekunden Rückstand auf Jakob Pelzer (RSV Seeheim, 29:56,46) mit der Vize-Hessenmeisterschaft zufrieden sein musste. Sein Bruder Ferdinand Beirig konnte dem auffrischenden Wind, der Renndistanz und Konkurrenz im Rennen der Junioren von Beginn an standhalten.
U19-Vorjahressieger wird Vize-Hessenmeister
Aus 20 Sekunden Vorsprung auf Alexander Götz von der RSG Buchenau an der Zwischenzeitnahme, machte Ferdinand Beirig mit seiner Fahrzeit von 26:45,82 Minuten ein Polster von 35 Sekunden im Ziel. Als neuer Hessenmeister im Einzelzeitfahren versetzte der damit Vorjahressieger Alexander Götz (27:22,85) auf den Silber-Rang des Vize-Hessenmeisters. Auf Rang drei Stand Linus Adam (RSG Frankfurt, 29:11,30). Dahinter wurde sein Vereinskollege, der Kleinlindener Arvid Koop (30:00,96), Vierter vor Moritz Klingelhöfer (RSG Buchenau, 32:06,78).
Fotostrecke: Rennstrecke im Herrenwald mit Frauen Elite und gemischten Lizenzklassen.
Fotos: Matthias Steinberger
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Frauen-Podium voller überraschter Gesichter
Der Wind auf der welligen Strecke nahm weiter zu, als die Frauen um ihre Hessenmeisterschaft fuhren. Die in Gießen lebende Nina Schmidt, die für den RSC Wiesbaden und das Team Baden-Forchheim fährt, lag an der Zwischenzeit nach zehn Kilometer mit 15:20,20 Minuten in Führung. Der Wind habe ihr Rad vor dem Wendepunkt im Wald einmal deutlich zur Seite versetzt, berichtete die Wahl-Gießenerin, die sich dann sehr bemühen musste, den aerodynamischen Zeitfahrlenker auf Kurs zu halten. Neun Sekunden mehr hatte Sabrina Müller vom SSV Bunstruth zur Halbzeit an dieser Stelle auf der Uhr. Vanessa Nieminen von der RSG Gießen und Wieseck stand zu diesem Zeitpunkt mit 16:42,39 Minuten auf dem Bronze-Rang der Hessenmeisterschaft. Doch auch hier folgte eine zweite, zehn Kilometer lange Runde, die das Podium noch durcheinander wirbeln sollte. In 31:18,34 Minuten wurde Sabrina Müller, im dritten Jahr ihrer Radsport-Laufbahn, neue Hessenmeisterin der Frauen vor Nina Schmidt, die nach 20 Kilometern mit lediglich 0,85 Sekunden Rückstand zur Vize-Hessenmeisterin wurde. Die Bronze-Medaille gewann Anja Schneidenbach mit 33:57,90 Minuten Fahrzeit, die sich zur Siegerehrung, etwas überrascht, aber sehr erfreut, noch rasch ihr Vereinstrikot von der RVG Rockenberg überstreifte. Mit zwei Sekunden Rückstand Vierte geworden zu sein, nahm Vanessa Nimenen mit einem Lächeln als Ansporn für das Training bis zur nächsten Hessenmeisterschaft im Einzelzeitfahren.
Zwei Siegerehrungen nach Fehler bei Masters III
Von einem schlechten Scherz dürfte Christian Schmidt von der RSG Gießen und Wieseck ausgegangen sein, als er erfuhr, dass er wenige Minuten nach seiner Siegerehrung als Hessenmeister der Masters III die Medaille und den Titel wieder zurückgeben sollte. Der Zeitnahme war ein Fehler unterlaufen und Schmidt musste die Gold-Medaille nebst Hessenmeister-Titel an Tjard Kopka (OESC Frankfurt/Bauauf-LAWI-Masters) abgeben, der mit 27:15,93 Minuten Fahrzeit und 35 Minuten nach der ersten Siegerehrung dann die Gold-Medaille von Christian Schmidt (28:51,96) überreicht bekam. Dirk Keßler von der RVG Rockenberg wechselte unterdessen mit 28:57,30 Minuten Fahrzeit von Platz zwei auf Rang drei mit Bronze.
Auf den Plätzen fünf, sechs und sieben landeten Alexander Koop (RV Gießen-Kleinlinden, 30:26,99), Axel Goers (RSG Gießen und Wieseck, 30:45,12) und Martin Nissel (RV Gießen-Kleinlinden, 31:10,70). Neunter wurde Gerhard Schöpke von der RSG Gießen und Wieseck in 32:21,35 Minuten.
Fotostrecke: Start- und Wendepunkt mit Lizenz- und Hobbyklasse.
Fotos: Matthias Steinberger
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Henrich bei Elite zur Halbzeit in Führung
Sehr gut unterwegs war Gerrit Henrich von der RSG Gießen und Wieseck und Rennen der Männer Elite, für das der Wendepunkt im Wald noch etwas weiter nach hinten versetzt worden war, so dass sie auf 25 Kilometer Renndistanz kamen. Henrich hielt mit 16:05,08 die Führung an der Zwischenzeit vor Vorjahressieger Robin Fischer (16:10,16). Der Mittelhesse Fischer aus Hadamar fährt seit dieser Saison als Radprofi beim Team Storck – Metropol Cycling und machte auf den zweiten 12,5 Kilomtern aus fünf Sekunden Rückstand einen Vorsprung von fast 42 Sekunden mit denen er in 32:28,19 Minuten seinen Titel vor dem neuen Vize-Hessenmeister Henrich (33:10,12) verteidigte. Samuel Brachmann (34:37,14) von der Zweirad-Gemeinschaft Kassel war 33 Sekunden schneller im Vorjahr und dürfte mit Platz drei und der Bronze-Medaille sehr zufrieden gewesen sein. Vierter wurde Olaf Porwohl vom RSV Nassovia Limburg in 35:07,37 Minuten. Der ausrichtende RSV Marburg holte in Philipp Kindelbacher (35:27,37), Max Reihnardt (38:00,37) und Leonhard Eibach (39:31,89), die Plätze fünf, acht und neun.
Fotostrecke: Emotionen am Streckenrand.
Fotos: Matthias Steinberger
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Abschluss mit Jedermann-Rennen
Wer keine Rennlizenz besitzt oder aus einem anderen Landesverband stammt fand im abschließenden Jedermann-Rennen eine Startmöglichkeit auf der 25-Kilometer-Renndistanz. Hier standen Valentin Szalay (PMCA Mannheim, 31:39,96), Tobias Eise (TGV Schotten, 31:50,02) und Thilo Köhler (34:34,57) auf dem Treppchen. Der Leistungs-Ruderer Lucas Schäfer (34:57,05) von der RSG Gießen und Wieseck wurde Vierter – Stefan Sanftleben (39:35,32) vom RSV Nassovia Limburg Elfter. Marina Steinmüller von der RSG Gießen und Wieseck schloss mit 46:32,35 Minuten ab.
Auszug der Ergebnisliste mit mittelhessischer Beteiligung.
Die vollständige Ergebnisliste findet ihr hier.
Klasse / Platz | Name | Verein / Team | Fahrzeit | Rückstand |
---|---|---|---|---|
U15 | 1 Runde = 10 km | |||
1. | Daniel Gutbier | RSG Frankfurt | 16:05,99 | |
2. | Gustav Grebe | ZG Kassel | 16:44,95 | 00:38,96 |
3. | Jan Nissel | RSG Frankfurt | 17:05,22 | 00:59,23 |
… | ||||
6. | Nils Hartmann | 20:40,39 | 04:34,40 | |
U17 | 2 Runden = 20 km | |||
1. | Jakob Pelzer | RSV Seeheim | 29:56,46 | |
2. | Leopold Beirig | TGV Schotten | 30:07,61 | 00:11,15 |
3. | Konrad Schöffberger | RSG Frankfurt | 30:39,92 | 00:43,46 |
U19 | 2 Runden = 20 km | |||
1. | Ferdinand Beirig | TGV Schotten | 26:45,82 | |
2. | Alexander Götz | RSG Buchenau | 27:22,85 | 00:37,03 |
3. | Linus Adam | RSG Frankfurt | 29:11,30 | 02:25,48 |
4. | Arvid Koop | RSG Frankfurt | 30:00,96 | 03:15,14 |
5. | Moritz Klingelhöfer | RSG Buchenau | 32:06,78 | 05:20,96 |
Frauen | 2 Runden = 20 km | |||
1. | Sabrina Müller | SSV Bunstruth | 31:18,34 | |
2. | Nina Schmidt | RSC Wiesbaden / Team Baden-Forchheim | 31:19,19 | 00:00,85 |
3. | Anja Schneidenbach | RVG Rockenberg | 33:57,90 | 02:39,56 |
4. | Vanessa Nieminen | RSG Gießen und Wieseck | 33:59,98 | 02:41,64 |
Masters III | 2 Runden = 20 km | |||
1. | Tjard Kopka | OESC Frankfurt / Bauauf-LAWI-Masters | 27:15,93 | |
2. | Christian Schmidt | RSG Gießen und Wieseck | 28:51,96 | 01:36,03 |
3. | Dirk Keßler | RVG Rockenberg | 28:57,30 | 01:41,37 |
… | ||||
5. | Alexander Koop | RV Gießen-Kleinlinden | 30:26,99 | 03:11,06 |
6. | Axel Goers | RSG Gießen und Wieseck | 30:45,12 | 03:29,19 |
7. | Martin Nissel | RV Gießen-Kleinlinden | 31:10,70 | 03:54,77 |
9. | Gerhard Schöpke | RSG Gießen und Wieseck | 32:21,35 | 05:05,42 |
Männer Elite | 2 Runden = 25 km | |||
1. | Robin Fischer | Team Storck – Metropol Cycling | 32:28,19 | |
2. | Gerrit Henrich | RSG Gießen und Wieseck | 33:10,12 | 00:41,93 |
3. | Samuel Brachmann | ZG Kassel | 34:37,14 | 02:08,95 |
4. | Olaf Porwol | RSV Limburg | 35:07,37 | 02:39,18 |
5. | Philipp Kindelbacher | RSV Marburg | 35:27,37 | 02:59,18 |
… | ||||
8. | Max Reinhardt | RSV Marburg | 38:00,37 | 05:32,18 |
9. | Leonhard Eibach | RSV Marburg | 39:31,89 | 07:03,70 |
Jedermann | 2 Runden = 25 km | |||
1. | Valentin Szalay | PMCA Mannheim | 31:39,96 | |
2. | Tobias Eise | TGV Schotten | 31:50,02 | 00:10,06 |
3. | Thilo Köhler | – | 34:34,57 | 02:54,61 |
4. | Lucas Schäfer | RSG Gießen und Wieseck | 34:57,05 | 03:17,09 |
… | ||||
11. | Stefan Sanftleben | RSV Limburg | 39:35,32 | 07:55,36 |