Zwei Mal entschied der letzte Sprint

SCHRAMBERG-SULGEN – Moritz Schütz von der RSG Gießen und Wieseck hat es bei der Deutschen Meisterschaft Kriterium aufs Treppchen geschafft. Der Platz auf dem er stand und wie er dort hinkam, enttäuschte den Gießener aber sehr. Die DM war in beiden Rennklassen der Männer ausgesprochen hart umkämpft und denkbar knapp entschieden worden.

Platz zwei und der Titel des Deutschen Vizemeisters konnte für Moritz Schütz kein wirklicher Trost sein; so denkbar dicht dran war er am Trikot mit den schwarz-rot-goldenen Brustringen.

Das Starterfeld der Deutschen Meisterschaft Kriterium der Männer Amateure war augenscheinlich klein: 20 Fahrer gingen in das Rennen um den Spitzenplatz der Punktejäger im Rundstreckenrennen. Es waren eben die echten Experten dieser Disziplin am Start, die im Vorfeld in fünf Qualifikationsrennen einen Startplatz für die DM einfahren konnten.

Schon in der ersten Wertung nach fünf von 40 Runden (=64 km) konnte Moritz Schütz die ersten Punkte einfahren. Der Gießener stellte rasch fest, dass er gute Beine hatte auf dem 1,6 Kilometer langen Rundkurs beim RV Edelweiß Sulgen. Er hätte sich für die DM einen selektiveren Kurs gewünscht und versuchte deshalb, durch hohes Tempo und Attacken für eine Dezimierung im Fahrerfeld zu sorgen. Unterstützt wurde er dabei von Vereinskollege Sebastian Schubert, der sich viel in der Tempoarbeit engagierte.

Chance in Flucht gesucht

Zum dritten Wertungssprint konnte sich Moritz Schütz mit drei Mitstreitern absetzen und fleißig Punkte sammeln. Als starken Gegner erkannte Schütz den Hamburger Paul Lindenau (RV Germania Hamburg), der ebenfalls in sehr guter Verfassung zu sein schien. Er wollte Lindenau loswerden und attackierte einige Runden später beim nächsten Wertungssprint aus einer S-Kurve heraus, auf die ein Gegenwind-Abschnitt folgte. Die Attacke war erfolgreich und Schütz fuhr dann mit Elias van den Höövel vom Herrmann Radteam/Team 54×11 als Duo an der Spitze. Auch diesen Wegbegleiter, der später sein Konkurrent im Kampf um das Meistertrikot sein sollte, testete Moritz Schütz. Im Sprint fühlte sich Schütz stärker, doch kurz vor der vorletzten Wertung schlug der Gegner völlig überraschend mit einer eigenen Attacke zu. Den Abstand von wenigen Sekunden konnte Schütz dann nicht mehr schließen und es konzentrierte sich alles auf die letzten doppelten Punkte, die es beim Zieleinlauf zu holen gab.

Moritz Schütz. Moritz Schütz

„Das bereue ich ein bisschen, dass ich da einen taktischen Fehler gemacht habe.“

Moritz Schütz, RSG Gießen und Wieseck

Punktgleich auf dem Podium

Dann trat genau das ein, was Schütz in der Addition der Punkte befürchtet hatte: Elias van den Höövel vom Herrmann Radteam/Team 54×11 gewann die letzte Wertung und lag punktgleich mit Moritz Schütz, der als Unterlegener des letzten Sprints das Nachsehen in diesem Stechen hatte. Elias van den Höövel wurde damit Deutscher Meister im Kriteriumfahren der Männer Amateure vor Vizemeister Moritz Schütz (RSG Gießen und Wieseck) und Bronzemedaillen-Gewinner Paul Lindenau von der RV Germania Hamburg. „Er hat das stark gemacht. Ich bin nicht mehr an ihn rangekommen, obwohl ich ihn die ganze Zeit gesehen habe. Aber es ging dann auch muskulär nicht mehr ganz so viel. Das bereue ich ein bisschen, dass ich da einen taktischen Fehler gemacht habe. Aber so ist das manchmal. Punktgleich tuts natürlich doppelt weh“, sagte Schütz als enttäuschter, aber sportlich anerkennender Deutscher Vizemeister im Kriteriumfahren, der den Sieg so greifbar nah vor Augen hatte. Er freute sich über die Unterstützung, die ihm seine Familie und Verwandte vom Streckenrand, bei dem dann doch sehr aufreibenden DM-Rennen, auf zunächst unscheinbarer Strecke, geleistet hatten.


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Moritz Schütz (Mitte)

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Jonas Schmeiser kämpft für Titelverteidigung

Wie dicht die deutsche Spitze beieinander liegt, zeigte sich auch im Rennen der Elite-Amateure über 50 Runden (= 80 km). Jonas Schmeiser, im letzten Jahr bereits bei der Premiere der Kriteriums-DM in Gießen erfolgreich, siegte nach 50 Runden und insgesamt 80 Kilometern mit 19 Punkten vor Florenz Knauer (Herrmann Radteam/15 Punkte) und Fabian Genuit (EV Edelweiß Roschbach/12 Punkte). Die vier Erstplatzierten dieser Meisterschaft gestalteten das Rennen überaus spannend. Erst zwei Runden vor Schluss wurde ein Ausreißer eingeholt, so dass die Schlusswertung die Entscheidung brachte und da setzte sich der erfahrene Titelverteidiger durch. Der ehemalige Gießener Student Florian Obersteiner, der mit Lizenz der RSG Gießen und Wieseck im Team54x11 um Vizemeister Knauer fährt, kam bei der DM auf Platz 23. Er dürfte sehr im Dienste der Teamtaktik gestanden haben und daher nicht auf eigene Rechnung gefahren sein. Der Heimsieg beim Bembelcrit in der Vorwoche ließ den Hessen aber auch selbst jüngst an der Spitze eines Kriteriums stehen.

Einschätzung vom BDR Vize-Präsident

„Wir haben in Schramberg geile Radrennen gesehen,“ lobte Vize-Präsident Günter Schabel vom Bund Deutscher Radfahrer (BDR) den Einsatz der DM-Teilnehmer. Allerdings bedauerte Schabel, dass zu wenige Fahrer den Weg nach Schramberg fanden. „Vielen sind die Reisekosten einfach zu hoch. Wer aus Hamburg in den tiefsten Süden zu einem Radrennen fahren muss, überlegt sich das angesichts der hohen Spritpreise zweimal. Das ist ein großes Problem des Radsports, vor allem auch in den Nachwuchsklassen,“ sagt Schabel. „Da gehört viel Enthusiasmus dazu, mit seinem Kind zu einem Rennen zu fahren, wenn es in der Schülerklasse nur über eine sehr kurze Distanz startet.“

Ergebnisse

Alle Ergebnisse der Deutschen Meisterschaft Kriterium 2022 findet ihr hier.

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Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

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