GRÜNBERG – Zum siebten Mal hat der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) 2016 seinen Fahrradklimatest durchgeführt. Der ADFC-Kreisverband hat nach der Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Tage einmal speziell auf die Bemerkungen in der Stadt Grünberg geblickt.
Die Stadt Grünberg hat im Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) die Note 3,62 erreicht. Grünberg belegt damit deutschlandweit Platz 131 von 364 Städten.
Positiv bewerten die Teilnehmer, dass es kaum Konflikte mit Fußgängern gibt (Note 2,3) und die Medien positiv über das Radfahren berichten (2,5). Gelobt wird auch dass sich Fahrräder in der Vogelsbergbahn und den Bussen (2,6) gut transportieren lassen und nur selten Fahrräder geklaut werden (Note 2,6). Von den Teilnehmern wird besonders negativ bewertet, dass die meisten Einbahnstraßen in der Kernstadt für Radfahrer nicht in Gegenrichtung geöffnet sind (Note 5,1) und Radfahrer entsprechend lange Umwege fahren müssen, während in anderen Gemeinden des Kreises inzwischen fast alle Einbahnstraßen geöffnet sind. Handlungsbedarf besteht auch beim Winterdienst auf den Radrouten (4,8) und den Fahrradabstellanlagen (4,7), die an vielen Stellen in der Stadt fehlen.
Wunsch nach Tempo-30
„Vielfach haben wir auch Hinweise erhalten, dass die Teilnehmer sich Tempo-30-Zonen in den Wohngebieten der Kernstadt und den Stadtteilen wünschen“, so ADFC-Kreisvorsitzender Hartwig Leuer. Einige Teilnehmer regen auch an, dass die Stadt das Radfahren nicht nur in der Freizeit, zum Beispiel bei „Grünberg auf der Rolle“, sondern auch im Alltag, also zum Einkaufen, zur Schule und zur Arbeit fördern sollte. Gerade im hügeligen Grünberg fahren immer mehr Menschen mit elektrischer Unterstützung Fahrrad, so dass durch Pedelecs und E-Bikes der Radverkehr in der Stadt aufblüht. Diesen Trend könne die Stadt unterstützen, wenn sie zum Beispiel Probefahrten für Interessierte anbietet, so dass dann auch der Autoverkehr in der Stadt zurückgeht und sich die Lebensqualität gerade auch in der Kernstadt erhöht.
Sichere Fahrradabstellplätze nötig für E-Mobilität
Größtes Hindernis für die Nutzung von Pedelecs sind nach Ansicht des ADFC sichere Fahrradabstellanlagen. Diese sollten in der Innenstadt, am Freibad sowie allen Schulen, Sportstätten und Bürgerhäusern angeboten werden, damit niemand Sorge haben muss, dass das wertvolle Rad abhanden kommt. Diebstahlsichere und überdachte Fahrradbügel gibt es derzeit nur an den drei Bahnhaltepunkten der Vogelsbergbahn aber an keinem öffentlichen Gebäude.
Polizei gibt grünes Licht für sechs Einbahnstraßenöffnungen
Die Öffnung von Einbahnstraßen und die Ausweisung von Tempo-30-Zonen bedarf nur einiger neuer Schilder und ließe sich leicht finanzieren. Am 5. Juli fand angesichts der Ergebnisse des Fahrradklimatests bereits eine Radverkehrsschau statt, bei der auch die Polizei und der Landkreis Gießen grünes Licht für die Freigabe von sechs Einbahnstraßen gaben. Unter anderem kann aus Sicht der Verkehrskommission die Schulstraße geöffnet werden, so dass Radfahrer aus den westlichen Wohngebieten ohne größere Steigungen in die Innenstadt fahren können.
Ausbau von Feldwegen
Teurer wird es für die Stadt, die oft geäußerte Kritik zu beheben, dass viele Radrouten umwegig verlaufen und wegen fehlendem Asphalt bei Nässe oft nicht nutzbar sind. Die Stadt Grünberg könne jedoch Fördergelder des Landes nutzen, um bestehende Feldwege zu asphaltieren. Den Ausbau der hessischen Radfernwege unterstützt das Land zum Beispiel prioritär, wie jüngst die Gemeinde Buseck erleben durfte, die innerhalb kürzester Zeit Zuschüsse für den Ausbau des R7 zwischen Trohe und Großen-Buseck erhalten hat.
Baunatal ganz vorn, Wiesbaden erneut auf dem letzten Platz
Mit der Note 2,57 hat Baunatal die beste Bewertung einer hessischen Stadt im bundesweiten ADFC-Fahrradklima-Test 2016 erhalten. Dahinter platzieren sich Mörfelden-Walldorf (2,76) und Kriftel (3,02). Die Stadt Gießen schloss mit der Note 3,79 ab, Wetzlar bekam eine 3,94. Am schlechtesten schneiden Wiesbaden (4,61) und Limburg (4,50) ab. Baunatal (2,57), Marburg (3,72), Hanau (3,57) und Offenbach (3,77) haben sich auch im bundesweiten Vergleich besonders stark gegenüber dem Fahrradklima-Test 2014 verbessert und sind daher als „Aufholer“-Städte ausgezeichnet worden.
Über den ADFC-Fahrradklima-Test
Der Fahrradklima-Test ist eine nicht repräsentative Befragung von ADFC und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, an der sich im Herbst 2016 insgesamt 120.000 Menschen bundesweit beteiligt haben. Dabei wurden 539 Städte in verschiedenen Größenklassen bewertet. Die Umfrage wurde insgesamt zum siebten Mal durchgeführt. Die letzten Erhebungen gab es 2014 und 2012. Die Umfrageteilnehmer sind überwiegend auch gleichzeitig Autofahrer: 94 Prozent haben einen Führerschein, 73 Prozent steht ein Auto zur Verfügung. (pm | Symbolfoto: Gerhard Westrich (ADFC))
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.
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