Platt Hessenmeister am Berg – Wiedemann und Schütz Vize

BIEDENKOPF – Julia Wiedemann (RSG Gießen und Wieseck) und Moritz Schütz (RV Gießen-Kleinlinden) haben bei der Hessenmeisterschaft im Bergzeitfahren mit dem Vize-Titel überrascht. Weniger eine Überraschung war der Sieg von U23-Favorit Christopher Platt und Gerhard Härtl.
Julia Wiedemann

Es gab Fahrer die überraschten, von Anderen überrascht wurden oder Favoriten, die ihrer Rolle ganz einfach gerecht wurden und dafür Anerkennung von ihren Kontrahenten ernteten. Neider suchte man bei der Hessenmeisterschaft im Bergzeitfahren vergeblich. Ohne Taktik und Teamkollegen auf sich alleine gestellt, stand verstärktes Fachsimpeln im Fokus – vor dem Rennen, wie auch bei der Siegerehrung.

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Wiedemann fährt in hessische Frauen-Spitze vor

„Ich habe heute wieder ganz schön gekeucht“, sagte Julia Wiedemann von der RSG Gießen und Wieseck nach ihrem 7,8 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr und die 674 Meter hohe Sackpfeife. Das laute Atmen nach dem ersten flachen Kilometer und der beginnenden 6%-Steigung sollte aber keineswegs ein Zeichen von Schwäche sein, wenn man sich deutlich macht, dass auch schnelle Autos lauter sind als langsame. Wiedemann war ausgesprochen schnell unterwegs und brachte die Uhr nach 20:52 Minuten zum stehen. Noch etwas schneller war nur Lena Köckerling von der ausrichtenden RSG Buchenau, die mit 20:18 Minuten neue Hessenmeisterin im Bergzeitfahren wurde. Hinter der sichtbar glücklichen Vizemeisterin Julia Wiedemann kam Ute Heres vom RC 07 Fulda mit 21:24 Minuten auf Rang drei und zeigte Interesse und Anerkennung für Wiedemanns Leistung: „Ute kam nach dem Rennen zu mir und fragte, ob ich Julia bin“, freute sich Wiedemann über einen kurzen Wortwechsel mit ihrer vermutlich etwas überrascht auf Platz drei gelandeten Kontrahentin.

Solide U17-Ergebnisse

Achtbare Ergebnisse hatten zuvor im Rennen der Jugend U17 auch Vincent Größer von der RV Gießen-Kleinlinden mit 19:26 Minuten auf Platz fünf, sowie Victor Brück von der RSG Gießen und Wieseck als Siebter in 19:56 Minuten und sein Teamkollege Tim Becker mit 20:53 Minuten auf Platz zwölf erreicht. Bedauerlicherweise ihre Teilnahme absagen musste Jugendfahrerin Pauline Turschner, die ebenso fehlte wie ihr Vater Markus Turschner und sein Teamkollege Thomas Hockauf bei den Senioren II.

Härtl hat richtigen Riecher – und Bronzemedaille

Gerhard Härtl

Platz drei der Seniorenklasse III hatte sich Gerhard Härtl vom RSC Grünberg als maximal mögliches Ziel gesetzt. Die beiden Plätze davor hatte der erfahrene Grünberger gedanklich bereits seinen jüngeren Mitstreitern zugesprochen und ein besseres Ergebnis für das kommende Jahr ausgelobt: Härtl, der bereits mehrere Male Gold- und Silbermedaillen bei der Hessenmeisterschaft im Bergzeitfahren gewonnen hatte, steigt zur kommenden Saison altersbedingt in die Seniorenklasse IV auf und zählt dann wieder zu den jüngeren Jahrgängen dieser Kategorie. In diesem Jahr lag er mit seiner Einschätzung und der Erfahrung aus vorangegangenen Wettbewerben vollkommen richtig: Hinter Thomas Hädrich (19:40 Minuten, RC 07 Fulda) und Martin Diederichs (19:49, RSC Weimar-Ahnatal) holte Härtl mit 20:21 Minuten auf der 7,8 Kilometer langen Strecke Rang drei der Senioren III.

Platt als Favorit gehandelt

Christopher Platt

Seinem ruhigen Naturell entsprechend hätte man den Wettenberger U23-Fahrer Christopher Platt bei seinen Startvorbereitungen beinahe übersehen können, wäre da nicht das leuchtend orange Trikot seines Teams notebooksbilliger.de gewesen, dass sich deutlich von den Farben der hessischen Vereinsfahrer unterschied. Den starken Mountainbiker, der seine erste Saison mit Profilizenz hinter sich gebracht und die Mountainbike-Bundesliga gerade auf Platz 19 abgeschlossen hat, hatten die Teilnehmer des U23-Rennens ganz oben auf der Liste ihrer Favoriten und größten Gegner stehen. 17:39 Minuten trat Platt in den Asphalt, wurde Hessenmeister der U23-Fahrer und hatte zudem die schnellste Zeit des Tages gefahren. Platz zwei erreichte Joschka Beck von der RVG Rockenberg in 18:28 Minuten, der in seiner ersten U23-Saison bereits den Aufstieg zum A-Klasse-Fahrer geschafft hat. Für einige überraschend, ging die Bronzemedaille der U23 für 19:22 Minuten an Steffen Schäfer vom MSC Salzbödetal.

„Wenn es gut läuft, werde ich vielleicht Dritter.“, hatte Elitefahrer Moritz Schütz von der RV Gießen-Kleinlinden für seinen Kampf um die Krone der Bergzeitfahrer ausgegeben. Für den Tagessieg setzte er erneut auf Vorjahressieger Benedikt Becker von der SSG Bensheim – und Becker hatte Moritz Schütz ebenso auf seiner Rechnung. „Man weiß ja, was Schütz so treten kann. Bei der Deutschen Bergmeisterschaft lag zwischen uns beiden eine gute Minute“, sah sich Becker gegenüber dem mehrfachen Hessenmeister im Einzelzeitfahren nun beim Bergzeitfahren im Vorteil.

Schütz „am Ende etwas eingegangen“

Podium der Elitefahrer

17:44 Minuten brauchte Schütz und übernahm auf dem 674 Meter hohen Sackpfeife-Plateau die Führung im Rennen der Elitefahrer. „Am Ende bin ich etwas eingegangen. Der Wind auf der Bundesstraße war doch sehr stark und hat mich mehr Kraft gekostet als erwartet“, schilderte Schütz sein Rennen, das mit einem flachen ersten Kilometer begann, dann auf die bis zu 6% steile Bundesstraße 253 führte, bevor es auf die letzten drei Kilometer lange und bis 11% steile Anfahrt zur Sackpfeife ging.

Kleinlindener Vize-Hessenmeister

Die fünf Sekunden bessere Zeit von U23-Fahrer Christopher Platt erntete Lob von Schütz. „Platt ist ein starker Mountainbiker. Klar, dass er hier gewinnt. Fünf Sekunden Rückstand für mich sind voll in Ordnung – 30 wären viel gewesen“, sagte der Kleinlindener, der just nach diesen Sätzen die Führung der Elitefahrer an Benedikt Becker abgeben musste. Becker sicherte sich mit 17:16 Minuten den Sieg der Elitefahrer vor Schütz und dem drittplatzierten Sascha Starker (18:28, SSG Bensheim).

Für Alister Clay ging das Rennen mit viel Frust zu Ende: Nur zwei Sekunden fehlten ihm zu Rang drei und erinnerten ihn an das Vorjahr, als nur eine einzige Sekunden den Bronze-Rang von der ungeliebten „Holzmedaille“ des Vierten trennten. (sd)

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Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

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