REDAKTION – In unserem Rückblick auf die Medaillen der Hessenmeisterschaften im Cross-Country (XCO) des Mountainbikesports, die kürzlich in Grüsen ausgefahren wurden, blicken wir auch zurück auf das Vulkan-Race in Gedern und auf aktuelle XCO-Resultate in der Mountainbike-Bundesliga.
Wer sind Hessens stärkste Lizenzrennfahrerinnen und -fahrer in der olympischen Disziplin Cross-Country (XCO) des Mountainbikesports? Die Antwort lieferten kürzlich die Hessenmeisterschaften in Grüsen und auch das vorangegangene Vulkan Race in Gedern und das jüngst ausgetragene Bundesliga-Rennen in Saalhausen, das als Vorbereitung auf die verschobenen Deutschen Meisterschaften stattfand, boten jede Menge Spitzenduelle und interessante Positionskämpfe.
XCO-Hessenmeisterschafts-Medaillen in Grüsen
Im Rahmen der MTB-Hessencup Rennserie erfolgte am 2. Juni im nordhessischen Gemünden-Grüsen die Austragung der Hessenmeisterschaften im olympischen Cross Country. Im Nachwuchsbereich holte der mittelhessische TGV Schotten mit seinen jüngsten Startenden fünf Medaillen. Die Medaillenränge wurden bis zur Altersklasse U15 in einer Kombination aus Technikparcours und XCO-Rundstreckenrennen ermittelt. Marie Krack wurde Zweite in der Technik und gewann das Rundstreckenrennen, so dass sie Hessenmeisterin in der weiblichen U11 wurde. Ihre Vereinskollegin Emma Ziesing konnte als Dritte im Technikteil und Vierte im Rennen die Bronzemedaille der MTB-Hessenmeisterschaft holen. Bei den weiblichen Schülern U15 wurde Anna Appel als Siegerin im Technikparcours und Dritte im Rennen neue Vize-Hessenmeisterin. Max Lucas Müller, der mit Lizenz des TGV Schotten für das Team HWG Gedern fährt, wurde mit Platz zwei in der Technik und dem Sieg im XCO-Rennen U15-Hessenmeister. Bronze ging an seinen Vereinskollegen Paul Döll, der in der Technik und im Rennen jeweils Dritter war. Ebenfalls Bronze fuhr sein Vereins- und Teamkollege Max Iven Hainz ein, der bei den Junioren das Rundstreckenrennen auf der großen und technisch anspruchsvollen Runde in Grüsen zu absolvieren hatte.
Doppelerfolg für den RSV Marburg
Die Vize-Hessenmeisterschaft in der Männer Eliteklasse holte sich sein Vereins- und Teamkollege Rico Libesch hinter Sieger Aaron Wilhelmi (MT Melsungen / Delta-Bike.de). Platz drei und damit die Bronzemedaille ging an seinen Mitbewohner, den Gießener Student Luca Adler vom TV Bad Orb. Einen Doppelerfolg für den RSV Marburg gab es im Rennen der Senioren 1, dessen Podest von Henrik Wenz als Vize-Hessenmeister und Vereinskollege Maximilian Lohmaier auf dem Bronzerang bestiegen wurde. Den Titel holte sich Tobias Schmidtmann des ausrichtenden SSV Bunstruth, der in den Ergebnislisten fälschlicher Weise in der Senioren 2 Klasse aufgeführt ist.
Michelle Luft holt sich die Hessenmeisterschaft
Michelle Luft holte sich im Rennen der Frauen den Titel der Hessenmeisterin im MTB XCO und damit eine weitere mittelhessische Medaille auf dem Konto des TGV Schotten / Team HWG Gedern. Zweite wurde die gebürtige Mittelhessin und Vorjahres-Siegerin Stephanie Frank vom MTBC Wehrheim. Sabrina Müller vom RSV Marburg konnte sich keine Medaille schnappen, denn auf ihren Sturz im Streckentraining folgte im Rennen ein massiver Durchschlag mit Felgenbruch des Hinterrades.
Gedern lockt nationale XCO-Spitze an
Einen kleinen Vorgeschmack auf die XCO-Hessenmeisterschaft und vor allem einen Blick auf die Deutsche Spitze in dieser Disziplin bot am Pfingstwochenende das Vulkan-Race in Gedern.
Am Samstag (18.05.) waren neben den Rennen der Bundes-Nachwuchssichtung und des MTB-Hessencups auch die Junioren zu ihrem nächsten internationalen Bundesligarennen in Gedern: In einem äußerst packenden Rennen setzte sich Emil Schmidt vom Lexware Mountainbike Team im Zielsprint gegen Max Adler (RBW Bikeshop Freiburg) durch. Auf Rang drei folgte Sven Pollack (Riese & Müller MTB Racing Team) und auch Emilian See vom mittelhessischen TGV Schotten fuhr nach gerade abgeklungener Corona-Erkrankung ein sehenswertes Rennen, über das wir in einem separaten Beitrag mit Video berichteten. Das Wetter war an diesem ersten von zwei Renntagen in Gedern noch besser als vorhergesagt. Das sollte sich am Sonntag (19.05.) ändern.
Bei den Juniorinnen ging der Sieg an Lina Huber (B&W Merida Team), die sich gegen Pia Pflüger (RBW Bikeshop Freiburg) und Paulina Lange (Bike Junior Team powered by Bulls) durchsetzte.
Vulkan-Race Gedern 2024: Erster von zwei Renntagen
Heißes Vulkan-Race auf zweithöchstem Niveau
GEDERN – Durch die Hessencup-Rennserie, Rennen der Nachwuchssichtung und der Internationalen MTB-Bundesliga steht Gedern mit dem Vulkan-Race traditionell an Pfingsten im Zentrum des Mountainbike-Rennsports. Wir blicken in diesem Beitrag auf den ersten von zwei Renntagen. […]
Duelle und Siege im Matsch
Regen und Matsch prägten den dritten Lauf der MTB-Bundesliga am zweiten Renntag in Gedern: Auf dem technisch anspruchsvollen Kurs setzen sich in der Elite am Ende Nina Benz und Maximilian Brandl (jeweils vom Lexware Mountainbike Team) souverän durch und bestätigten damit ihre starken EM-Ergebnisse aus der Vorwoche.
Nina Benz war auch in Gedern eine Klasse für sich und hat eine Woche nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei der XCO-EM in Cheile Grădiștei (Rumänien) ihre starke Form bestätigt. Gemeinsam mit Ronja Eibl (Alpecin-Deceuninck) setzte sich die Lexware-Fahrerin früh an der Spitze ab und war somit von Beginn an eine der Hauptprotagonistinnen des dritten Cross-Country-Bundesligarennens der diesjährigen Saison. Daran änderte zunächst auch ein kleiner Sturz nichts, bei dem zuerst Benz und in der direkten Folge auch Eibl zu Boden ging. Viel mehr sorgte ein Plattfuß von Eibl in der Rennmitte für eine Vorentscheidung im Kampf um den Sieg. „Eigentlich habe ich mir ein Rennen mit Sonne gewünscht, aber gut wir nehmen es wie es kommt“, gab Benz im Ziel lächelnd zu Protokoll und führte weiter aus: „Den Start habe ich etwas verschlafen. Der Fokus liegt natürlich auf dem Weltcup kommende Woche in Nové Město, deshalb habe ich auch nochmal härter trainiert unter der Woche. Dementsprechend war ich am Anfang noch nicht voll da. Danach habe ich aber schnell meinen Tritt gefunden, und ich habe mich mit Ronja abgesetzt. Wir waren dann drei Runden gemeinsam unterwegs. Viel passiert ist da nicht – außer dem kleinen Sturz als ich weggerutscht bin und sich Ronja in mir verheddert hat. Es war einfach so extrem matschig. Man konnte schlichtweg nicht mehr bremsen.“
Das Duo fiel aufgrund des Plattfußes bei Eibl dann auseinander und Benz konnte souverän ihre Führung verteidigen. „Ich freue mich jetzt auf Erholung und dann auf Nové Město. Mein Auge sollte sich auch noch etwas regenerieren, da sehe ich seit der EM immer noch etwas verschwommen“, schloss Benz ab. Auf Platz zwei landete Ronja Eibl, während Andrea Kravanja auf der Drei einfuhr.
Mittelhessinnen Luft und Frank mischen achtbar mit
Aus mittelhessischer Sicht war der Kampf um die Spitze der Elite-Frauen bei einem so namhaft und erfahren besetzten Rennen ein echter Höhepunkt, der vom Kampf um Platz fünf noch heimisch unterstrichen wurde: Stephanie Frank vom MTBC Wehrheim befand sich auf dem Weg in die Top Fünf und auch Michelle Luft vom TGV Schotten im Trikot des Team HWG Gedern näherte sich Runde um Runde. Erst in der letzten Runde setzte sich Luft direkt hinter Frank und es kam zu einem sehenswerten Sprintduell, das Michelle Luft auf Platz fünf für sich und mit 20 UCI-Punkten für die Rangliste behaupten konnte. Als Sechste war Stephanie Frank mit 18 UCI-Zählern ebenfalls sehr erfolgreich. Ein solches Rennen vor heimischem Publikum zu fahren dürfte ohnehin etwas besonderes im vollen Rennkalender der Mountainbikerinnen gewesen sein. Vielleicht auch aus Liebe zur Heimat zieht die gebürtige Mittelhessin Stephanie Frank wieder hierhin zurück und fährt zukünftig verstärkt unter dem Radar der Radsportnachrichten.com-Redaktion.
Dritter Donner hätte das Aus bedeutet
Zum Rennen der Männer waren die Wetter-Bedingungen dann alles andere als glänzend. Zu Beginn des Herrenrennens öffnete der Himmel ein weiteres Mal an diesem Tag die Schleusen und sorgte für ein extremes Regenspektakel in Gedern, weshalb das laufende Rennen um eine Runde verkürzt wurde.
Fotostrecke: Rückblick auf XCO-Bundesliga-Sonntag beim Vulkan-Race in Gedern.
Fotos: Matthias Steinberger
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Brandl nicht zu stoppen
Der amtierende deutsche Meister Maximilian Brandl (Lexware Mountainbike Team) kam mit denn nassen Bedingungen am besten zurecht und sicherte sich souverän seinen ersten Bundesligasieg in der Saison 2024. Der Wahl-Freiburger setzte sich bereits in der ersten Runde an die Spitze und baute seinen Vorsprung schnell auf circa 20 Sekunden aus. In der Folge spielte vor allem das Wetter verrückt: Ein aufziehendes Gewitter sorgte zwischenzeitlich für Stirnrunzeln bei den Kommissären, ob das Rennen überhaupt zu Ende gefahren werden kann. Brandl handelte sich indes an der Spitze einen Plattfuß ein, sodass die Konkurrenz wieder aufschließen konnte, doch nach dem kurzen Boxenstopp drückte der Lexware-Fahrer direkt wieder aufs Gas und setzte sich erneut ab.
Drei Anwärter auf zwei verbliebene Plätze
Im Kampf um Platz zwei gab es viele Positionskämpfe zu beobachten. Georg Egger (Orbea Leatt Speed Company) war schon in der ersten Runden an der Passage „Welcome to hell“ bei den schweren Bedingungen gestürzt und verletzte sich am Ellenbogen und Knie. Er verließ danach umgehend die Rennstrecke. Und auch Niklas Schehl (Stop&Go Marderabwehr) musste das Rennen vorzeitig beenden, Tobias Steinhart (Dowe-Simplon), Tobias König (Stevens) und Alex Bregenzer (RV Viktoria Wombach) duellierten sich schließlich um die zwei verbliebenen Podiumsplätze – mit dem besseren Ende für Steinhart und Bregenzer.
Bundesliga-Einstieg für Noah Jung
Für Noah Jung von der RSG Gießen und Wieseck war das Rennen in Gedern zugleich der Einstieg inmitten der laufenden Bundesliga-Saison. Und mit dem intensiven Regenwetter war er ganz in seinem fahrerischen Element. Von Startplatz 29 ging er ins Rennen, da er aktuell noch keine Weltranglisten-Punkte im olympischen Cross-Country (XCO) eingefahren hat – dafür aber reichlich Punkte im Marathon (XCM) durch seine Teilnahme am Cape Epic Etappenrennen in Südafrika. Neben den nassen Bedingungen, bei denen Noah Jung schon häufig besondere Stärke zeigen konnte, gefiel ihm die 3,2 Kilometer lange Strecke in Gedern, die durch viele Richtungswechsel und technisch anspruchsvolle Up- und Downhill-Passagen geprägt war. „Das schnelle Überholen am Start vor den Singletrails klappte bei mir leider nur mäßig gut. Runde für Runde konnte ich an den breiteren Stellen des Rennens einige Fahrer überholen und auf neue Gruppen und Fahrer auffahren. Die nassen Bedingungen spielten mir positiv in die Karten“. Platz acht war ein Resultat, das den in Fellingshausen lebenden, gebürtigen Wiesecker zufrieden mit dem Gederner Rennen abschließen ließ. Die eingefahrenen 14 UCI-Punkte sorgten im nächsten Rennen für einen noch besseren Startplatz.
Hinter Noah Jung waren die beiden Wahl-Gießener Luca Adler und Rico Libesch ebenfalls gut unterwegs und konnten sich in den insgesamt sieben Runden auf der Gederner C1-Strecke, der zweithöchsten Kategorie, auf den Plätzen 14 und 16 behaupten.
Wer das hochkarätige Rennwochenende des TGV Schotten und der HWG Gedern beim Vulkan Race in Gedern verfolgte, konnte diesmal sogar etwas Olympia-Atmosphäre mitbekommen. Seit Jahren bietet das Rennen nicht nur dem Nachwuchs eine besondere Bühne, sondern lockt auch die deutsche Sperrspitze der Elite an. Während es im Rennen der Männer-Elite erst zu regnen und dann zu Donnern begann, spielte plötzlich Olympia eine Rolle. Denn das aufziehende Gewitter hätte wegen seiner Stärke und damit verbundener Gefahren für einen Rennabbruch sorgen können. Der hätte wiederum zur Folge gehabt, dass im Rennen befindlichen Fahrern UCI-Punkte hätten verloren gehen können, die ihnen dann für eine Nominierungen in den Olympia-Kader gefehlt hätten. So waren Rennleitung und UCI-Kommissäre in regem Austausch um die Entscheidung des möglichen Rennabbruchs, als es bereits zum zweiten Mal donnerte und das Gewitter zuzunehmen schien. Man entschied eine Verkürzung um eine Runde und beschloss, beim dritten Donner das Rennen abzubrechen. Der blieb dann aber aus und so blieb der Gederner Renntag für das Männer-Rennen auch ein positiver Anlass mit Blick auf Olympia.
Michelle Luft starke Vierte in Saalhausen
Das fünfte Rennen der MTB-Bundesliga 2024 fand in Saalhausen statt. Auf dem traditionsreichen Kurs im Sauerland gelang der Mittelhessin Michelle Luft mit Platz vier ein Resultat mit Ausrufzeichen, denn das Rennen, das im Rahmen des 3-Nation-Cups ausgetragen wurde, war sonst in fester Hand von niederländischen Athletinnen. Am schnellsten jagte Romana Carfora über den physisch anspruchsvollen Kurs in Saalhausen. Die 23-Jährige setzte sich in der Mitte des Rennens von ihrer Teamkollegin Femke Mossinkoff ab und ließ in der Folge kaum Zweifel aufkommen, dass sie an diesem Tag ganz oben auf dem Podium stehen würde. Am Ende triumphierte Carfora mit 54 Sekunden Vorsprung vor Mossinkoff, Dritte wurde Annemijn van Limpft (TWC het Snelle Weil). Als Vierte lieferte Michelle Luft vom TGV Schotten hinter den drei Niederländerinnen ein starkes Resultat im internationalen Vergleich, mit dem sie zugleich beste Deutsche war.
Top-Fünf-Ergebnis schien für Noah Jung machbar
Noah Jung von der RSG Gießen und Wieseck, im Trikot des Team Delta-Bike.de, startete beim Bundesliga-Rennen im Mountainbike Cross Country in Saalhausen, was auch als kleiner Vorgeschmack auf die bevorstehende Deutsche Meisterschaft in dieser Disziplin gesehen werden konnte. Zu fahren waren sieben lange Runden.
Bis auf Platz sechs vorgearbeitet
Die Bedingungen waren noch sehr rutschig durch den Regen am Vortag. Die Strecke empfand der Mittelhesse Noah Jung als „recht altmodisch gestaltet“, mit einem längeren Anstieg und einer langen, sehr technischen Abfahrt, die viele Wurzeln, Steine und Kurven beinhaltete. Noah Jung konnte sich von Beginn an im Bereich der Top 15 positionieren und holte dann Runde für Runde Plätze auf. Schließlich fuhr er bis auf Platz sechs vor, doch dann musste er wegen Problemen der Kette anhalten und verlor einige Plätze. Bei der erneuten Aufholjagd erwischte ihn in der vorletzten Runde am höchsten Punkt der Strecke ein Hinterrad-Defekt, durch den er rund eineinhalb Kilometer auf der Felge bis in die Technikzone fahren musste, um sein Hinterrad zu wechseln. Die letzte Runde konnte ihm somit nur noch zur Schadensbegrenzung dienen und er überquerte die Ziellinie letztendlich auf Platz 18 in der Elite-Kategorie.
Vorbereitung auf DM-Nachholung
„Natürlich war das ganze ärgerlich, da eine Top-Fünf-Platzierung vielleicht drin gewesen wäre, aber durch die Defekte bin ich leider zurückgefallen“, zog Jung mit einem „Top-Fünf-Gefühl“ Bilanz. Jetzt laufen seine finalen Vorbereitungen für die Deutsche Meisterschaft, die aufgrund von Starkregen Anfang Juni im Süden Deutschlands verschoben wurde und nun vom 12. bis 14. Juli in Obergessertshausen stattfinden wird.