NAMUR – Ein ganz besonderes Radcross-Rennen hatten Thomas Hockauf von der Radsportgemeinschaft Gießen und Wieseck und Alexander Koop von der Radfahrervereinigung 1904/27 Gießen-Kleinlinden im belgischen Namur auf dem Plan.
Durch seine Lage auf der Zitadelle von Namur wies das Rennen ungewöhnlich viele Anstiege auf. Der gut drei Kilometer lange Rundkurs an der Festung auf einem Bergsporn war „sehr anspruchsvoll, technisch und konditionell eine der schwierigsten Weltcup-Strecken“, urteilte Bundestrainer Wolfgang Ruser vom Bund Deutscher Radfahrer.
Für sechs Rennklassen, die U23-Klasse weiblich und männlich, Elite Frauen und Männer, sowie für Juniorinnen und Junioren, ging es an diesem Wochenende (05./06.11.) in Namur um die Europameisterschaft im Radcross. Am Vortag hatten Hockauf und Koop als Masters-Fahrer die Gelegenheit, den EM-Kurs selbst im Wettkampf unter die Räder zu nehmen.
„Das war so ziemlich das Verrückteste, was ich jemals gefahren bin.“
Thomas Hockauf
Die Streckenbesichtigung am Vorabend zeigte bereits die hohen Herausforderungen und Tücken dieses Weltcup-Kurses. Er bekam auch noch einige Regentropfen ab, so dass vor allem an den Schräghängen echte Rutschpartien drohten. Zu sehr schmalen Fahrspuren und querliegenden Hindernissen kamen damit auch noch die Radcross typischen Laufpassagen hinzu.
„Das war so ziemlich das Verrückteste, was ich jemals gefahren bin“, sagte Thomas Hockauf, der aktuell in seinem 45. Jahr mit Rennlizenz unterwegs ist und damit etliche Hundert Rennen gefahren hat. Rund 100 Startende aus drei Klassen gingen in Thomas Hockaufs Rennen auf die Strecke – er fuhr in der internationalen Masters-Klasse der 55- bis 59-jährigen.
Aufholjagd von ganz hinten
Hockauf hatte sich nach krankheitsbedingter Rennpause erst nach der Wiederaufnahme des Rennbetriebs und Platz drei beim Schlossdorf Cross in Friedewald zum Start in Namur entschlossen. Durch diese Anmeldung „auf den letzten Drücker“ musste er in der letzten Startreihe seiner Klasse Aufstellung nehmen. Doch die breite, rund 200 Meter lange Startgerade gab Gelegenheit, gleich einige Plätze gutzumachen. „Mein Fokus lag darauf, jetzt erstmal keine Fehler zu machen, nicht wegzurutschen, sauber zu fahren, die Linie zu treffen. Das ist mir auch gut gelungen“, schilderte Hockauf den Beginn seines Rennens. Durch die verschiedenen Altersklassen, die zeitgleich auf der Strecke unterwegs waren, sei es schwierig gewesen, zu wissen, auf welchem Platz er aktuell lag. Doch Hockauf, der im Radcross für das Kurschat Consulting Cyclocross Team fährt, konnte Stück für Stück Plätze gutmachen und so am Ende auf Platz 13 ein achtbares Resultat erzielen. Sehr hilfreich sei dabei auch gewesen, dass er auf der immer schlammiger werdenden Strecke im Material-Depot sein Rad gegen das saubere Ersatzrad wechseln konnte, denn der Kleinlindener Alexander Koop stand in der Box zu Hockaufs Unterstützung bereit. Am Nachmittag, zum Rennen der Mastersklasse 50 bis 54 Jahre, tauschten Hockauf und Koop dann ihre Rollen.
Verschärfte Fahrweise mit Folgen
Alexander Koop im Trikot des Masters radroo Team wollte sich zunächst in den Rennrhythmus einfinden und fuhr die erste Runde mit auf Vorsicht ausgerichteter Fahrweise. Dabei konnte er bereits einige Plätze gutmachen und verschärfte die Fahrt zur zweiten Runde dann etwas. Das führte auf einer schlammigen Wurzelpassage aber zu einem Sturz, nach dem er jedoch schnell wieder aufs Rad kam. Doch sein Oberschenkel schmerzte stark und zwang ihn zum Ende der zweiten zur vorzeitigen Aufgabe des Rennens. Bei belgischem Bier und Fritten schlossen Thomas Hockauf und Alexander Koop den Tag in Namur der Radcross Tradition entsprechend ab, feierten Platz 13 von Hockauf und verdauten den Ausfall von Koop.
Platz fünf in Bonn
Am nächsten Tag verfolgten die beiden noch das Weltcup-Rennen der Frauen, bei dem die Niederländerin Fem van Empel Europameisterin wurde. Danach ging es für das mittelhessische Radcross-Duo zurück nach Deutschland, zum Bombtrack NRW Cross-Cup in Bonn. Das Rennen auf dem Venusberg musste Alexander Koop mit seiner Oberschenkel-Prellung jedoch auslassen. Thomas Hockauf hingegen war sehr gut unterwegs und lag einige Zeit auf Rang drei, bevor sich die Strapazen vom zwei Tage zurückliegenden Rennen in Namur bemerkbar machten und er auf Rang fünf zurückfiel, den er dann sicher ins Ziel bringen konnte und damit nicht unzufrieden war.
Am Wochenende (12./13.11.) geht es dann in Vaihingen und Magstadt um die nächsten Punkte für die Bikebeat Cyclo-Cross Bundesliga und um die Startplätze für die Deutsche Meisterschaft, die im Januar 2023 in München stattfindet.
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.