Drei Fragen an: Marina Steinmüller

REDAKTION – In unserem Format „Drei Fragen an:“ befragen wir für euch Personen und Unternehmen, sowie Vereine und Veranstalter der mittelhessischen Radsportszene. Marina Steinmüller kam in rasanter Weise über den Laufsport in eine Führungsposition in der Frauen-Radbundesliga und hat schon viel Interessantes erlebt, wie ihre Antworten auf unsere drei Fragen zeigen.

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Marina Steinmüller lebt in Allendorf an der Lahn, einem Stadtteil der Stadt Gießen. Sie ist Inhaberin eines Malerbetriebs und ihre bisherige sportliche Laufbahn zeigt sich zurückblickend facettenreich und vor allem sehr rasant, was nicht nur für ihre aktuelle Position im PZ Gießen Racing Team gilt.

Vom Laufsport in den Fahrradsattel

In dem Team, das vom Porsche Zentrum Gießen und weiteren mittelhessischen Unternehmen gefördert wird, ist sie als Teammanagerin die zweite Saison in der Frauen-Radbundesliga unterwegs und unterstützt jetzt auch die Sportliche Leitung – und dass, obwohl sie erst vor rund zehn Jahren zunächst mit dem Laufsport begann, um sich selbst etwas Gutes zu tun. Beim Gießener Schwanenteich Parkrun fand sie das passende Umfeld, um die ersten Schritte im Sport zu machen und sie fand viele sportliche Kontakte. So schwang sie sich zwischen den Lauftreffs rasch auch in den Fahrradsattel, entdeckte die Radsportgemeinschaft (RSG) Gießen und Wieseck und half bei deren Ausrichtung des Radrennens „Rund um das Stadttheater“. Auch die ersten eigenen Einsätze im Rennsattel ließen nicht lange auf sich warten.

Führungsposition in der Radbundesliga

Marina Steinmüller zeigte sich erneut offen für etwas neues, als der RSG-Vorsitzende Torsten Günther ihr von seiner Idee erzählte, mit einer neu gegründeten Mannschaft in der Frauen-Radbundesliga zu starten, nachdem das vorherige Team sich von Einsteigerinnen zu einer Profimannschaft entwickelt hatte. Es brauchte nicht vieler Worte und die 40-jährige war von den skizzierten Aufgaben als Teammanagerin und dem Sprung ins kalte Wasser der Radbundesliga begeistert.

Inzwischen hat sie die Premieren-Saison hinter und das zweite Jahr in der Führung der Mannschaft vor sich, die als Sportliche Leiterin jetzt wieder neue Aufgaben mit sich bringt. Mit ihrem rasanten und mitunter mutigen Weg im Sport, und im Radsport im Speziellen, kann sie ein Vorbild für viele Frauen sein, Das zeigt auch die spektakuläre Entwicklung der Anzahl an Frauen beim Gießener Mittwochstreff, dessen Frauen-Gruppe zum Vorjahr nochmal um 50 Namen größer wurde und damit deutlich im dreistelligen Bereich liegt.


1. Frage


Radsportnachrichten.com: Das Jahr 2023 war die erste Saison für euch im PZ Gießen Racing Team. Wie bilanzierst du dieses erste Jahr für euch als Team und für dich persönlich?

Marina Steinmüller: Das Jahr war für mich und das gesamte Team 100 Prozent lehrreich und absolut aufregend! Sowohl für mich als auch für viele Fahrerinnen war alles komplett neu – von den Rennen selbst, bis hin zur gesamten Organisation drumherum. Wir haben so viel voneinander gelernt und dieses Team gemeinsam geformt; das macht mich rückblickend besonders stolz. Wir sind trotz der unterschiedlichen Wohnorte und Distanzen super zusammengewachsen, was ich so nicht erwartet habe. Mit all dem Gelernten und den Erfahrungen gehen wir gemeinsam super hyped in die kommende Saison. Besonders im Bereich Rennstrategie haben wir noch viel Potenzial zur Weiterentwicklung. Deshalb sind wir extrem dankbar, Diana Steffenhagen als erfahrende Rennfahrerin dieses Jahr im Team zu haben. Als Coach und auch für den mentalen Support der Fahrerinnen ist sie das noch fehlende Puzzlestück.

Für mich persönlich, in meiner Funktion als Teammanagerin, habe ich meine „betriebswirtschaftlichen“ Ziele dank der super Sponsorinnen und Sponsoren, auch trotz der kurzen Planungsdauer, erfüllt. Torsten und ich konnten den Fahrerinnen neben Trikots und Startgeldern auch für alle Rennen und Teamevents jeweils Übernachtungen und Verpflegung stellen. Das ist in unserem Bereich tatsächlich nicht immer möglich für die Teams und war mir und Torsten extrem wichtig. Wer schon mal versucht hat, für seinen Sport Sponsorengelder zu sammeln, weiß, wie schwierig das ist. Deshalb bin ich unglaublich froh, so fantastische Partnerinnen und Partner gefunden zu haben, die sich mit Equalracing identifizieren und das durch ihren Support mit einem Ausrufezeichen versehen!


2. Frage


Radsportnachrichten.com: Wie ordnest du den Frauen-Radsport und -Radrennsport bei uns in Mittelhessen und national ein, wenn du auf seine Bedeutung, Dinge die gut laufen und Dinge die noch besser werden dürfen, blickst?

Marina Steinmüller: Der Frauen-Radsport an sich ist in Mittelhessen wirklich beispielhaft. Hier hat sich in den letzten zwei Jahren eine große – vereinsübergreifende – Community entwickelt, die sich so stark gegenseitig supportet, dass selbst große Städte schon nach Tipps gefragt haben, wie sie das auch schaffen können. Neben zwei eigenen Frauengruppen beim Mittwochstreff wird sich in der über 130 Frauen starken WhatsApp-Gruppe zu gemeinsamen Radreisen, Ausfahrten, RTFs (von Vereinen ausgerichtete offizielle Radtourenfahrten des Bund Deutscher Radfahrer, Anm. d. Red.), Rennen etc. verabredet. Mit der Entwicklung bin ich absolut zufrieden. Beim Frauen Rad-Rennsport fehlt es tatsächlich noch oft an Zugang, Vorbildern und vor allem fehlen eigene Rennen. Die Frauen-Eliteklassen müssen nach wie vor noch oft mit Masters zusammen starten, was häufig Fahrerinnen – aus Gründen – davon abhält, zu starten. Eigene Frauenrennen auch im Hobbybereich sind auf jeden Fall noch verbesserungswürdig.


3. Frage


Radsportnachrichten.com: Beim Radsport und speziell im Radrennsport sind immer alle in Bewegung. Im Training sieht man euch nur wenige Sekunden vorbeifahren. Und auch das heimische Radrennen „Rund um das Stadttheater“ als mittelhessischer Radrennsport-Höhepunkt ist eine echte Tempojagd, die beeindruckt. Sie macht es zugleich aber interessierten Radsportlerinnen schwer, euch anzusprechen, wenn man an dem Sport interessiert ist und vielleicht auch einmal reinschnuppern möchte. Welche Tipps gibst du (neuen) Radsportlerinnen um Kontakt zu euch, zur heimischen Frauen-Radsportszene oder dem Radrennsport zu finden, erste Schritte zu machen oder dort Fuß zu fassen?

Marina Steinmüller: Da fällt mir direkt eine Anekdote von unserer ersten Fahrt beim Mittwochstreff ein: Höhe Parkplatz Dünsberg stoppte plötzlich ein Auto und eine Frau sprang raus und rief uns nach, ob wir öfter gemeinsam fahren würden. Wir tauschten schnell Nummern aus und heute ist sie fester Bestandteil unserer Community. Gemeinsame Fahrten und Informationen findet man zum Beispiel über die GSN_353_cycling_club Instagram-Seite (LINK). Per Nachricht kann man dann auch der WhatsApp-Gruppe hinzugefügt werden. Den Einstieg findet man am besten immer durch andere Frauen die sich gegenseitig empowern. Und davon haben wir rund um Gießen und Marburg viele tolle Vorbilder, die einen auch mal in ihrem Windschatten mitnehmen, getreu dem Motto: Empowered women, empower women!


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Stephan Dietel
Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

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