Mountainbike-AG als pädagogisches Konzept

GIESSEN – Mit der Errichtung des Dirtparks Altes Gebiet in der Gießener Weststadt erhielt die Mountainbike-AG des Diakonischen Werkes starken Rückenwind. Für die Vorstellung ihres Konzeptes wurde zu einem treuen Unterstützer nach Wettenberg geladen.

Auf die Mountainbike-AG des Diakonischen Werkes Gießen wurden viele BikerInnen der Region erst durch den im Oktober eröffneten Dirtpark „Altes Gebiet“ aufmerksam – oder auch nicht. Dabei existiert die AG des Jugendclubs Gummiinsel, als Teil der Gemeinwesenarbeit Gießen-West, seit nun mehr als zehn Jahren. Um auf das pädagogische Konzept und Angebot hinzuweisen, erfolgte am vergangenen Freitag (12.05.) auf dem Firmengelände des Delta Bike CUBE-Store in Wettenberg eine Vorstellung. Als Leiter der AG trommelte Andreas Schmidt (5. von links) einen Teil der Gruppe zusammen um gemeinsam die wenigen Meter aus dem Leimenkauter Weg 16 in Gießen nach Wettenberg zu pedalieren.

Engagement von vielen Seiten

Seit 2004 wird in der Gemeinwesenarbeit Gießen-West des Diakonischen Werkes Gießen mit Mountainbikes pädagogisch gearbeitet. Die wöchentlich stattfindende Arbeitsgemeinschaft kam ab 2012 ins Rollen. Einen wesentlichen Bestandteil bildet von Beginn an die intensive Förderung der Aktion Mensch und Firma Delta Bike in Gießen. Geschäftsführer Thomas Langner (links im Foto) organisierte insgesamt zehn hochwertige Mountainbikes, inklusive Schutz- und Werkzeugausrüstung, des Fahrradherstellers Cube. Im Jahr 2019 folgten weitere zehn Mountainbikes, die sich technisch auf dem neuesten Stand befanden. Eine zusätzliche Erweiterung des Bike-Pools erfolgte 2021 durch zehn Mountainbikes mit 24 Zoll Bereifung. Diese zu äußerst günstigen Konditionen erworbenen Bikes erlaubten auch ein Angebot für Kinder, für die die Bikes im bisherigen Pool zu groß waren. Ohne die umfangreiche Förderung des örtlichen Radhändlers wäre die Umsetzung des pädagogischen Programms mit Fahrrädern undenkbar gewesen.

Mountainbiking als pädagogisches Konzept

Ungefähr 30 Jugendliche, vor allem aus der Gießener Weststadt, nehmen regelmäßig an den Gruppenangeboten der Mountainbike-AG teil. Viele von ihnen haben kein eigenes Fahrrad und sind zunächst unsicher in der Bewegung auf zwei Rädern. Dadurch besteht die Gefahr, dass ähnlich des Erlernen des Schwimmens, eine wichtige Kulturtechnik unserer Gesellschaft verloren geht. Durch gezielte Förderung des fahrtechnischen Könnens werden Kinder und Jugendliche sicherer beim Radfahren, so dass mit der Zeit auch schwierige Herausforderungen auf dem Mountainbike gemeistert werden können. Dies fördert die Lust an Bewegung, ein gutes Körpergefühl und nicht zuletzt soziale Kompetenzen durch den Gruppenkontext. Darüber hinaus erleben die Jugendlichen die Mobilität durch die Nutzung des Fahrrades als großen Gewinn. Sie erweitern mit dem Rad ihren Erfahrungsraum und genießen den Aufenthalt in der Natur. So kann das Radfahren als Medium gute und nachhaltige Lernsituationen und Erlebnisse schaffen.

Andreas Schmidt

Die Idee des Konzeptes entwickelte Andreas Schmidt, der als Diplom- und Erlebnispädagoge den Jugendclub der Gemeinwesenarbeit Gießen-West leitet. Dem leidenschaftlichen Mountainbiker und C-Trainer ist es in großen Teilen mit zu verdanken, dass sich auf der Fläche „Altes Gebiet“ seit Oktober letzten Jahres ein grunderneuerter Dirtpark befindet. Die Erneuerung war ein gemeinsames Projekt einzelner Ämter der Universitätsstadt, des Diakonischen Werkes und der ausführenden Firma Schanzenwerk GmbH aus Hungen, deren Gründer ebenfalls engagierte Biker aus nächster Nähe sind.

Anfang 2022 konnte durch die Kooperation mit der Sozialarbeit an Schulen des Landkreises Gießen das Konzept der Mountainbike-AG durch ein inklusives Angebot für 12 Schüler und Schülerinnen erweitert werden. Wöchentlich trifft sich eine Gruppe, die sich aus SchülerInnen der Martin-Buber-Schule Gießen (Schule für geistige Entwicklung mit Abteilung für körperlich-motorische Entwicklung) und Alexander-von-Humboldt ­Schule Gießen (Mittelstufenschule) zusammensetzt. Begleitet wird diese Gruppe von Lena Ronthaler, die für die AWO Hessen-Süd die Sozialarbeit an der Martin-Buber-Schule umsetzt. Die fachliche Leitung der Gruppe liegt bei Andreas Schmidt des Diakonischen Werkes Gießen, ergänzt durch zwei ausgebildete studentische Kräfte. Der hohe Betreuungsschlüssel ist nur durch die genannte Kooperation möglich, für die gezielte Förderung der Jugendlichen aber eine wichtige Voraussetzung. Inhaltlich wird in den Gruppen, meist im Rahmen kürzerer Touren in die nahegelegene Natur, durch gezielte Übungen das sichere Bewegen auf dem Rad gefördert. Hier sind die Schwerpunkte Schulung der Balance, sicheres und naturverträgliches Bremsen, Kurven fahren und Stufen überwinden. Der Dirtpark „Altes Gebiet“, der nebenbei bemerkt von aller Öffentlichkeit befahren werden darf, bietet dahingehend gut geeignete Trainingsmöglichkeiten für die AG.

Perspektiven erarbeiten

Die Mountainbike-AG und auch die inklusive Gruppe sind inzwischen etablierte Angebote der Jugendarbeit in der Gemeinwesenarbeit Gießen-West. Insbesondere jüngere Jugendliche oder Jugendliche, die besonderen Förderbedarf haben, können hier angesprochen werden, um das genannte breite Spektrum an Zielsetzungen in der pädagogischen Praxis umzusetzen. Die von der AG genutzten Mountainbikes werden regelmäßig unter fachkundiger Anleitung gepflegt und wurden im Rahmen von Projekten (u.a. durch die städtische Projektförderung) immer wieder modernisiert und mit neuen Teilen ausgestattet. Dies ist durch die intensive Nutzung der Bikes auch weiterhin erforderlich, besonders unter dem Stichwort Wartung und Pflege der Räder. Außerdem stehen im Team durch die intern angebotene Fortbildung „Erlebnispädagogische Nutzung von Fahrrad und Mountainbike“ des Diakonischen Werkes Gießen mehr qualifizierte Anleiter*innen zur Verfügung, die die pädagogische Nutzung der Fahrräder qualitativ und quantitativ noch erweitern können. Weitere Möglichkeiten ergeben sich für die Zukunft durch den 2019 auf Basis von Spendenmitteln angeschafften Anhänger zum Transport der Fahrräder. So können die Bikes und das Material zu größeren Projekten oder auf Wochenend- oder Sommerfreizeiten transportiert und auch dort genutzt werden. Mit der inklusiven Gruppe steht zeitnah das Ausbildungsprojekt des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) „Kids Rad Diplom“ an, das die fahrtechnischen Fähigkeiten in standardisierter Form fördert.


Mehr über den Dirtpark „Altes Gebiet“ aus dem Archiv:


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Matthias Steinberger
Stv. Redaktionsleitung | Leitung Fotoredaktion | Ressortleitung Mountainbike, Radreise, Technik | Formatchef "Wohin am Wochenende" | mst@radsportnachrichten.com

Wohnt in Gießen, treibt seit dem Jahr 2018 das Ressort Mountainbike voran und ist Erfinder und Leiter des Formats "Wohin am Wochenende". Als Stv. Redaktionsleiter ist er eine Säule der Redaktion und zählt zum Inventar. Seine Wurzeln liegen im XC-Sport und führten durch mehrere Stationen. Der noch immer aktive Ausdauersportler ist keineswegs festgefahren. In unserer Redaktion stürzt er sich voller Begeisterung in die Welt des Radsports.

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