MTB Bundesliga mit Jung und Zimmer

KRUMBACH/OBERGESSERTSHAUSEN – Die Saison des deutschen Mountainbikesports ist eröffnet. Vergangenes Wochenende erfolgte der Start der internationalen MTB Bundesliga mit Noah Jung und Niclas Zimmer. 

Lasst die Spiele beginnen! Schwer vorstellbar, doch wir befinden uns tatsächlich in einem neuen Olympia-Jahr. Der Terminkalender ist eng getaktet, sodass im olympischen Cross Country bereits am vergangenen Wochenende (20./21.03.) das erste deutsche Rennen erfolgte. Im Rahmen des Fullgaz Race im bayerischen Krumbach und Obergessertshausen wurde unter strengsten Auflagen die internationale MTB Bundesliga eröffnet. Neben dem amtierenden Weltmeister Jordan Sarrou (Specialized Racing Team), sowie unzähligen weiteren Weltelite-Fahrern reisten auch die beiden Mittelhessen Noah Jung (Delta-Bike.de) und Niclas Zimmer (Stenger Bike Team) in den eisigen Süden. Die beiden Vereinskollegen der RSG Gießen und Wieseck starten in ein weiteres Jahr der Altersklasse U23, die oftmals in eine gemeinsame Wertung der Herren-Elite mündet. Für das erste Bundesliga Rennen erfolgte eine solche Zusammenlegung. Dennoch konnten sich Jung und Zimmer zum Auftakt in Krumbach neben großen internationalen Namen behaupten.

Short Race in Krumbach

Obwohl das Wochenende des Fullgaz Race für gewöhnlich in Obergessertshausen stattfindet, erfolgte der Auftakt am Samstag (20.03.) zunächst auf einem verkürzten Innenstadt-Kurs in Krumbach. Die Streckenlänge des sogenannte Short Race (XCC), dotiert als C3-Rennen, verhielt sich mit 930 Metern und etwa 11 Höhenmetern überschaubar. Nicht zu unterschätzen waren neben den engen Kurven die teils verwinkelten Treppenanlagen, die man hinunter scheppern musste. Vor sehenswerter Kulisse verlief die Rundstrecke durch die historische Innenstadt und umliegende Grünanlagen. Aufgrund des komplett ausgebuchten Starterfeldes wurden drei Gruppen zu je 30 Fahrern ausgelost. Die schnellsten 10 qualifizierten sich für das Finale. Jung und Zimmer zogen das große Los einer Gruppe um den XCO Weltmeister Sarrou, seinem Teamkollegen und Vize-Weltmeister aus 2018 Gerhard Kerschbaumer (Specialized Racing Team) sowie dem bislang erfolgreichsten deutschen Manuel Fumic (Cannondale Factory Racing). Unmittelbar nach dem Start konnte sich der wieder in Biebertal wohnende Zimmer mit fünf weiteren Fahrern an der Spitze behaupten. Ab der Hälfte des Rennens entstand eine größere Lücke hinter ihm, sodass bereits Kräfte für das Finale geschont wurden und Platz sechs sicher ins Ziel gebracht wurde. Die Verfolgergruppe wurde durch den in Wieseck beheimateten Jung angeführt, der sich mit Platz sieben äußerst zufrieden stellte.

Niclas Zimmer Gedern 2020
Niclas Zimmer im aktuellen Teamtrikot von Stenger Bike. Archivfoto: specialmoments photography / Constantin Zinn

Im Finale rückte die ohnehin schon große Leistungsdichte nochmals enger zusammen. Nach 14 Runden und etwa 28 Minuten leistete sich Zimmer eine kämpferische Zieleinfahrt mit dem deutschen Sprintmeister Felix Klausmann und Gerhard Kerschbaumer um einen achtbaren 13. Platz – den er letztlich für sich entscheiden konnte. Aus der letzten Reihe gestartet gelang es Jung sich bis auf den 18. Platz vorzuarbeiten. Den Sieg holte sich Filippo Colombo (Absolute-Absalon-BMC) vor Simon Andreassen (Cannondale Factory Racing) und Titouan Carod (Absolute-Absalon-BMC).

Cross Country in Obergessertshausen

Am Sonntag (21.03.) reiste die Szene für das C1 dotierte Cross Country Rennen aus Krumbach in das nur wenige Kilometer entfernte Obergessertshausen. Es war ein unglaubwürdiges Bild, das sich vor den Augen der Fahrer ereignete. Der 3,9 Kilometer lange Rundkurs lag umhüllt von einer sanften Schneelandschaft vor ihren grobstolligen Reifen. Im vergangenen Oktober erfolgten hier die deutschen „Schlamm-“ Meisterschaften, bei denen sich U23 Fahrer Noah Jung einen fulminanten neunten Platz erkämpfte. Die Bodenverhältnisse zeugen noch immer davon. Nach einer Trainingsfahrt äußerte sich Zimmer über die örtlichen Gegebenheiten: ,,Die Strecke war durch den Regen und Schnee der letzten Tage derartig aufgeweicht und rutschig, wie ich es in meiner bislang 16-jährigen Zeit als Rennfahrer selten erlebt habe“. Das hochkarätige Starterfeld umfasste rund 130 Fahrer. Während sich Zimmer auf Startplatz 105 begeben musste, durfte Jung etwas weiter vorne auf Platz 77 in das mit fünf Runden angesetzte Rennen starten. Die Strecke verlief teils über weitläufige Wiesen und enge Trails durch ein Waldstück. Wer hier nicht vom Start weg an der Spitze fährt, wird sich in den ersten Runden nur schwer nach vorne kämpfen können. Ehe das Fahrerfeld in der ersten Runde auf die technischen Trails einbog rutschte Jung in ein Absperrband, das sich energisch in seiner Kassette und kompletten Hinterradnabe samt Bremsscheibe eingewickelt hatte. Der Vorfall warf ihn kurzum auf Platz 110 zurück. Zimmer überholte am ersten längeren Anstieg etwa 20 Fahrer. Runde um Runde schob er sich konstant um weitere Positionen nach vorne. Seinem Vereinskollegen Jung gelang es zwischenzeitlich sich bis auf Platz 58 wieder in die erste Hälfte voran zu kämpfen. Nach drei Runden musste Jung die Strecke verlassen. Er fiel der 80 Prozent-Regelung zum Opfer. Diese tritt ein, wenn ein Fahrer bei einem Rundenübergang etwa 80 Prozent der führenden Rundenzeit zurückliegt. In der Endauswertung bleibt er somit auf Platz 58 gelistet. Zimmer beendete das Rennen nach vier gefahrenen Runden auf dem 41. Platz. Den Sieg holte sich Sebastian Fini Carstensen (CST PostNL Bafang) vor Thomas Litscher (Team KMC-Orbea) und unserem amtierenden deutschen Meister Max Brandl (Lexware MTB Team).

Noah Jung in seiner Aufholjagd im Cross Country Rennen. Foto: EGO-Promotion / Ralf Schäuble

,,In der Ergebnisliste stehe ich als siebter deutscher U23 Fahrer, womit ich zufrieden bin. Doch mit einer besseren Startposition wäre bestimmt noch mehr drin gewesen. Alles in allem also ein sehr zufriedenstellendes Wochenende“, beurteilte Niclas Zimmer sein erstes XCO Bundesliga Rennen der neuen Saison. Noah Jung teilte uns folgendes Fazit über das Wochenende mit: ,,Ich bin super happy endlich wieder Rennen bestreiten zu können. Mit meiner Form am Samstag bin ich sehr zufrieden! Durch die Erfahrungen die ich gegen die Profis sammeln durfte, konnte ich auch wieder etwas positives für meinen weiteren Weg mitnehmen“.

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Matthias Steinberger
Stv. Redaktionsleitung | Leitung Fotoredaktion | Ressortleitung Mountainbike, Radreise, Technik | Formatchef "Wohin am Wochenende" | mst@radsportnachrichten.com

Wohnt in Gießen, treibt seit dem Jahr 2018 das Ressort Mountainbike voran und ist Erfinder und Leiter des Formats "Wohin am Wochenende". Als Stv. Redaktionsleiter ist er eine Säule der Redaktion und zählt zum Inventar. Seine Wurzeln liegen im XC-Sport und führten durch mehrere Stationen. Der noch immer aktive Ausdauersportler ist keineswegs festgefahren. In unserer Redaktion stürzt er sich voller Begeisterung in die Welt des Radsports.

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