BREIDENBACH – Der Preis der RSG Buchenau befand sich diesmal deutlich mehr im Frühling, als noch im Vorjahr. Das sorgte für durchweg gute Stimmung, die sich manche Teilnehmenden mit ihren Resultaten noch versüßten, wenngleich das Rennen wahrlich kein Zuckerschlecken war.
Diesmal kostete es keine Überwindung, zum Preis der RSG Buchenau in kurzen Hosen anzutreten. Nach drei Grad im Vorjahr, war es zum Eröffnungsrennen der neuen Radrennsaison diesmal erfreulich frühlingshaft.
Die unterschiedliche Farbe der Beine ließ in der Startaufstellung vermuten, wer davor vielleicht im Trainingslager war. Der zwei Kilometer lange Rundkurs im Gewerbegebiet von Breidenbach zeigte dann sehr schnell, wer wirklich mit der besseren Verfassung den Übergang vom Wintertraining in die Wettkampfsaison meisterte.
Fotostrecke: Rennen der Amateure mit Aufwärmphase.
Fotos: Matthias Steinberger
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Auftakt mit Heimsieg und „getauschten“ Trikots
In ungewohnter Farbe erschien der Dernbacher Pierre Happel zum ersten Start, dem Rennen der Männer Amateure. Happel ist zur Saison 2024 neu im gelben Rennoutfit der ausrichtenden Radsportgemeinschaft Buchenau. 30 Runden (= 60 km ) hatten er und seine 30 Mitstreiter vor sich. Da hätten sie jede Runde einen Fahrer abhängen können und so ihren Sieger gefunden. Doch statt für eine Selektion im Stile eines Ausscheidungsfahrens, sorgte der wellig bis hügelig beschriebene Rundkurs diesmal für die Aufsplittung des Starterfeldes in mehrere große Gruppen – und sehr schnell für eine fünfköpfige Spitzengruppe mit zwei Mittelhessen. „Wir haben dann das Tempo straff gehalten, damit von hinten keine Gefahr mehr drohte, auf den letzten vier, fünf Runden immer weiter erhöht und gegenseitig mal attackiert. Dann hat es in der vorletzten Runde mit meiner Attacke gereicht“, schilderte der Dillenburger Christoph Mai vom Team Strassacker / RSC Coup Cycle den Weg zu seinem Sieg. Er stammt gebürtig aus Angelburg-Gönnern und ist mit den Höhenzügen des Hinterlandes damit sowieso bestens vertraut. Das regelrechte Feuerwerk an Attacken in der Spitzengruppe wirkte für den Dautpher Bastian Jäckel – Rennsport-Fachwart und Organisationsleiter der RSG Buchenau – wie ein Duell „Platz eins gegen Platz zwei“. Es galt aber dem Schutz von Platz zwei für Mais Teamkollege Jannis Wittrock und der Abwehr von Linus Adam (RSG Frankfurt), der zu dieser Saison von der Juniorenklasse aufgestiegen ist und als Drittplatzierter in seinem ersten Männer-Rennen ein achtbares Ergebnis mit Ausrufezeichen ablieferte. Die beiden erfahrenen Spitzenreiter waren damit sichtlich gefordert.
Wer sah beim Saisonstart am besten aus?
Eckhardt und Happel zufrieden
Den Moment, als sich die fünfköpfige Spitzengruppe der Männer in der Anfangsphase des Rennens bildete, hatte Wolf Eckhardt von der RSG Gießen und Wieseck mitbekommen und schnell reagiert, so dass der noch Teil dieser Gruppe wurde, bevor sich die Fünf durch gute Zusammenarbeit entscheidend absetzten. Erst im Finale, als die Attacken um die Podiumsplätze zwischen dem Strassacker-Duo und dem Frankfurter Fahrer entbrannten, konnte Eckhardt irgendwann nicht mehr standhalten. Platz vier blieb dabei ein achtbare Resultat für den Saisonauftakt. Pierre Happel im neuen Trikot wurde Elfter: „Ich bin zufrieden, die Spitzen fehlen noch, wie gewöhnlich zum Jahresanfang. Für den Auftakt im neuen Trikot ist das vollkommen in Ordnung“, sagte der Dernbacher. Thilo Anschütz von der RSG Gießen und Wieseck fuhr auf Platz 20.
Rot-Weiß für Wenz
Ein neues Trikot trägt auch Henrik Wenz aus Marburg-Roth, der seine Rennlizenz jetzt beim RSV Marburg gelöst hat und mit seinem neuen Vereinskollegen Max Reinhardt im rot-weißen Rennoutfit die Plätze 21 und 22 beim Preis der RSG Buchenau belegte. Dahinter kam der Kleinlindener Arvid Koop von der RSG Frankfurt auf Platz 23. „Mein Ziel war, Erfahrung zu sammeln. Ich bin mal in allen Gruppen mitgefahren, dadurch dass ich relativ schnell überrundet wurde. Das was ich wollte, habe ich geschafft“, freute sich der Marburger Bernhard Schwitalla (RSV Marburg) auf Rang 26 in seinem allerersten Straßenrennen. Sein erstes Rennen in der Männerklasse sicher ins Ziel gebracht zu haben, ließ auch Moritz Klingelhöfer von der RSG Buchenau auf Platz 28 zufrieden bilanzieren. Rang 29 ging an den Marburger Anton Steinmetz (Team Handke Brunnenbau).
„Viele sagen immer noch Fachwart zu mir. Wahrscheinlich denken einige, dass ich so heiße.“
Andreas Schulz
Nach 25 Jahren nicht mehr Rennsport-Fachwart der RSG Buchenau zu sein, fühlte sich für Andreas Schulz ebenfalls neu an. „Viele sagen immer noch Fachwart zu mir. Wahrscheinlich denken einige, dass ich so heiße“, sagte Schulz mit einem Lächeln, als er mit Beisitzerin Jutta Keppler, einer Kanne Kaffee und einem Korb voller Kuchen zum Fußmarsch um den Rundkurs aufbrach, um die fleißigen Streckenposten zu versorgen. Etliche weitere Runden sollten während des Renntages noch folgen. Dass die Nachwuchs-Rennen der Schüler U11, U13 und U15 in diesem Jahr ohne eigene Fahrer stattfanden, möchte die Buchenauer Radsportgemeinschaft mit ihrer Jugendarbeit in Zukunft wieder ändern. Der Limburger Ben Göbel vom RV Sossenheim schnappte sich mit 38 Sekunden Vorsprung den Sieg der Schüler U13 vor Paul Haardt (RC Sprinter Wallrop) und Timon Sudhoff (RC Victoria Neheim). Als Vierter verpasste Till Kremer vom RSV Nassovia Limburg das Podium der Schüler U15 nur knapp.
Spitzenduell der heimischen Frauen
Die gute Stimmung des gesamten Renntages und seines frühlingshaften Wetters wurde auch durch ein sehr sehenswertes Duell im gemeinsamen Rennen der Frauen mit den Juniorinnen und der Jugend U17 unterstrichen. Schon kurz nach dem Start hatte sich eine Spitzengruppe gebildet, in der Birgit Jüngst-Dauber (FSC Bad Endbach) und Sabrina Müller (RSV Marburg) vertreten waren. „Da muss man sehen, dass man an den Konkurrentinnen dran bleibt, weil, wenn die Lücke aufgeht, tut’s weh. Dranbleiben tut aber auch manchmal weh“, wusste Müller nach den 18 anspruchsvollen Runden (= 36 km). Und sie hatte unterwegs schnell erkannt, dass die Bad Endbacherin Jüngst-Dauber in den Anstiegen eine Stärke hat. Die wiederum wusste über Müller: „Ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich sie auf der Fläche nicht abhängen kann“, sagte die ehemalige Spitzen-Mountainbikerin Birgit Jüngst-Dauber. Und da der Rundkurs im Breidenbacher Gewerbegebiet ein ständiges Auf und Ab mit ein paar flachen Abschnitten ist, kam es zum Sprintfinale im Anstieg auf der Sattlerstraße, das Jüngst-Dauber um zwei Sekunden vor Müller für sich entschied. Über Platz drei freute sich Elena Holl vom Team Superciao. Aufreibende Antritte zeigte Runde um Runde die mit den Frauen gestartete Jugend U17, die ihre Freude über den Saisonbeginn vor allem im langen Anstieg bei Start und Ziel so richtig zu feiern schien. Der Wetzlarer Jan Nissel von der RSG Frankfurt wurde dabei Fünfter.
Audio | 01:10 Minuten | 14.04.24 | Stephan Dietel / radsportnachrichten.com
„Am Berg hätte ich sie abhängen können, aber auf der Fläche nicht. Also definitiv nicht.“
Birgit Jüngst-Dauber, FSC Bad Endbach
Audio | 03:05 Minuten | 14.04.24 | Stephan Dietel / radsportnachrichten.com
„Sprinten ist leider nicht meine Parade-Disziplin, schon gar nicht bergauf sprinten.“
Sabrina Müller, RSV Marburg
Mit Farbe und Vortrieb zum Start-Ziel-Sieg
Viele heimische Gesichter und Trikots waren im Rennen für Jedermann ab 16 Jahren zu entdecken, das in drei Altersklassen unterteilt gewertet wurde. In einem gelben Trikot gestartet, das bei der Tour der France der Gesamt-Führende trägt, und mit maximal offensiver Fahrweise, zeigte Christian Neidhardt, dass er sich gut fühlte und viel zutraute. In welligem Gelände in seinem Element, und durch seinen kleinen Sohn zusätzlich motiviert, machte Neidhardt daraus den Sieg vor Moritz Schmidtsdorff (Hipf Race Bikes), seinem Begleiter aus dem Hinterland an der Spitze, und Manuel Müller (Team Delta-Bike.de), dem Dritten der Männer bis 40 Jahre. Auf Platz fünf sorgte Jan Hagenbruch als bekannter Rennfahrer der RSG Buchenau, nach seiner Zeit mit Rennlizenz jetzt bei den Jedermännern, für Begeisterung an der sichtbar gut besuchten Strecke, die sich durch viel Beifall vielleicht mental etwas flacher angefühlt haben dürfte. Zwischen Larissa Balzer aus Bad Laasphe und Inga-Simone Kern (ASC Dillenburg) sorgte Heidi Haffner (RSG Buchenau) auf Platz zwei der Frauen für Begeisterung auf dem heimisch besetzten Podium beim Saisonstart im Hinterland. Ebenfalls mit Platz zwei zwischen Florian Ehm (Elementar 14) und Karsten Weigel (Ejot Team TVG Buschhütten) trug René Chambre (Het Achterland) seinen Teil zur guten Stimmung an der Strecke bei und konnte sich am Fuße des Anstiegs in der Schusterstraße über eine Art Fankurve freuen, die auch weitere heimische Startende die Höhenmeter hinauftrieb.
Fotostrecke: Rennen Jedermann und Masters.
Fotos: Stephan Dietel / Tobias Zappe
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Größtes und erfahrenes Starterfeld
Welchen Stellenwert sich das Rennen in seiner jungen Geschichte schon erarbeitet hat, zeigte der abschließende Start der Masters 2, 3, 4 und Junioren, der mit rund 50 Teilnehmenden der größte Start war und sehr erfahrene Teilnehmende auf den Plan rief. Obwohl große Teile der Rennstrecke je nach Standpunkt gut einsehbar sind, schafften es die Aktiven hier, viele ihrer Ausreißversuche fernab der Blicke Zuschauender zu unternehmen, so dass man meinen konnte, das Rennen sei ohne Vorstöße mit vollem Fokus auf das Finale verlaufen. Doch die Höhenmeter und Tempowechsel kosteten auch hier viel Kraft und so genannte Körner, die im Zielsprint nochmal mobilisiert werden mussten. Hinter Christian Horstmann (Cycling Team Rhein-Main) und Florian Westerheide (RSG Hannover) freute sich Lokalmatador Daniel Schulz-Thomé von der RSG Buchenau über Platz drei der Masters 2 bei seinem Heimrennen, über die sehr sehenswerte Trophäe dafür und über das tolle Wetter, das er sich auch für den Dautpher Pfingstpreis am Pfingstmontag (20.05.) wünscht. Auf das traditionelle zweite Radrennen der RSG Buchenau freut sich auch Christian Werner aus Hohenahr, der in Breidenbach Vierter der Masters 2 wurde.
Teile dieses Beitrages entstammen unserer Berichterstattung für mittelhessische Printmedien und wurden für diese Online-Version um weitere Resultate ergänzt.
Und auch die Generalprobe der Transpondertechnik zur Ergebnisermittlung für den Dautpher Renntag verlief zufriedenstellend. Für den Kleinlindener Alexander Koop zeigte das zum zweiten Mal bei der RSG Buchebaz eingesetzte Gerät einen Rückstand von nur 0,3 Sekunden zu seinem Radroo Teamkollegen Frank Meeßen, dem Sieger der Masters 3. Seit Mitte März bereits in der neuen Saison unterwegs, hat Alexander Koop bereits fünf Rennen in Deutschland gefahren und war zwei Wochen zuvor in Bad Driburg ebenfalls Zweiter, wie jetzt in Breidenbach. Ende Februar gab es für ihn schon als Siebter in Dubai die Qualifikation für die UCI Gran Fondo WM, die im August in Dänemark stattfindet. Der Bad Endbacher Bernd Pfeiffer (SRS Altenkirchen) kam zum Auftakt in Breidenbach auf Platz fünf der Masters 3 und erfreute damit, wie der Renntag insgesamt, das Publikum im Hinterland, der Region im Landkreis Marburg-Biedenkopf, die damit jetzt wieder voll in der Radsportsaison steht und am 20. Mai mit ihrer Radrenntradition in Dautphe weitermacht. So lang der Renntag war, so kurz fiel das Fazit von Fachwart Bastian Jäckel aus: „Wetter top, Menschen top, alles top“.
Die Ergebnisse vom Preis der RSG Buchenau 2024 findet ihr hier.
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Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.