Ungewohnte „Muster“ auf Radstrecken

GIESSEN – Auf einigen asphaltierten Strecken im Landkreis Gießen könnten Radfahrenden in nächster Zeit rautenförmige „Muster“ auffallen, die sich über die ganze Breite der Wege erstrecken. Es handelt sich dabei um Induktionsschleifen. Sie dienen einem hessenweiten Projekt der Radinfrastruktur.

Im Landkreis Gießen wurde am Freitag (10.06.) die erste Dauerzählstelle für den Radverkehr in Betrieb genommen. In Hungen-Steinheim werden am Ober-Widdersheimer Weg nun alle Personen gezählt, die dort mit dem Fahrrad unterwegs sind.

Die Zählstelle in Hungen ist die erste Rad-Zählstelle im Gießener Land und wird von der Landesstraßenbaubehörde Hessen Mobil betrieben. In ganz Hessen entstehen bis Ende des Jahres 270 dauerhafte Zählstellen. Anfang März ist die erste Zählstelle in Hessen an der Radschnellverbindung zwischen Erzhausen und Egelsbach installiert worden. Das Land möchte mit den dauerhaften Zählstellen Daten für den weiteren Ausbau des Radwegenetzes gewinnen und messen, wie stark der Radverkehr in Hessen wächst und wie die jahreszeitlichen Schwankungen sind. Der ADFC Gießen begrüßt die Einrichtung solcher Zählstellen.

Die im Boden verlegten Induktionsschleifen registrieren, wann und wie viele Radfahrende sie in welcher Fahrtrichtung passieren. Die Verteilung der Zählstellen im ganzen Land erlaubt repräsentative Rückschlüsse auf das Geschehen im Gesamtnetz. Ihre Daten übermitteln sie mittels Mobilfunk an einen zentralen Server. Das Land investiert dafür rund 3,6 Millionen Euro aus dem Klimaschutzplan Hessen 2025.

„Die Zählstellen werden wichtige Informationen für die systematische Weiterentwicklung unserer Radinfrastruktur liefern. Deshalb ist das Geld gut angelegt“

Jens Deutschendorf, Verkehrsstaatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, bei der Installation der ersten Zählstelle in Erzhausen.

Die Zählstellen können dabei auch zeitnah Rückmeldungen geben, ob die verkehrspolitischen Ziele zur Steigerung des Radverkehrs erreicht werden. Im Landkreis Gießen gäbe es dem ADFC Gießen zufolge bisher keinerlei Daten zur Verkehrsmittelwahl, so dass der Landkreis in seinen Klimaschutzbilanzen nur mit Schätzwerten arbeite. In der Stadt Gießen sähe es etwas besser aus, weil zumindest alle fünf Jahre von der TU Dresden Daten zur Verkehrsmittelwahl erhoben würden. Diese Daten seien aber bei Veröffentlichung meist schon zwei Jahre alt, so dass Dauerzählstellen die beste Möglichkeit seien, um aktuelle Entwicklungen bei der Verkehrsmittelwahl zu erkennen. Kritisch sieht der ADFC Gießen jedoch, dass keine einzige Kommune aus dem Landkreis Gießen Wünsche für eigene Zählstellen beim Land angemeldet hat, obwohl das Land den Kommunen angeboten hatte, die Einrichtung der Zählstellen zu übernehmen und komplett zu finanzieren. So verweist der ADFC Gießen auf die Stadt Wetzlar, die vier Zählstellen vom Land erhalten hat. Im Landkreis Marburg-Biedenkopf wird das Landes-Zählstellen-Netz durch 16 kommunale Zählstellen ergänzt.

Insgesamt sechs Zählstellen im Landkreis Gießen

Die Zählstelle in Hungen-Steinheim, auf dem Wirtschaftsweg zwischen Steinheim und Ober-Widdersheim, ist die erste von sechs Stellen im Landkreis Gießen, an denen dauerhaft digitale Radverkehrszählungen stattfinden sollen. In diesen Tagen werden durch Hessen Mobil vom Land Hessen die weiteren Messanlagen im Landkreis Gießen installiert. Diese Zählstellen werden in Gießen, auf dem Radweg an der B457 in Höhe Hohe Warte, in Langgöns, auf dem Radweg der L3475 zwischen Linden und Langgöns, in Laubach, an der B276 in Höhe der Kreisgrenze, in Lollar, auf dem Lahntalradweg südlich der Lumda-Mündung, und in Reiskirchen-Lindenstruth, in der Greizer Straße auf dem Wieseckradweg/R7 für das gerade in der Anfangszeit auffällige, rautenförmige Muster im Asphalt sorgen.

Zählstelle für den Radverkehr in Hungen-Steinheim
Muster wie dieses werden die Dauerzählstellen in der Anfangszeit erkennbar machen. Foto: ADFC Gießen

Kritik auch an der Stadt Gießen

Besonders enttäuscht zeigt sich der ADFC von der Stadt Gießen, die im 2019 beschlossenen „Masterplan Green City“ vorgesehen hatte, 26 kommunale Rad-Zählstellen im Stadtgebiet zu errichten. Am Landesprogramm wollte sich die Stadt nach den Worten des ADFC Gießen nicht beteiligen, weil die Stadt befürchte, dass die Methode der Datenerhebung und -bereitstellung des Landes nicht den Ansprüchen der Stadt entsprechen könnte. Statt aber – wie angekündigt – selber ein Zählstellennetz einzurichten, sei in Gießen bisher nichts passiert. Ende Mai habe die Stadtverwaltung dem ADFC mitgeteilt, dass sie aus personellen und finanziellen Gründen das Ziel der 26 eigenen Zählstellen nicht mehr weiterverfolge. Stattdessen sollen die Radfahrenden an bestehenden Ampelanlagen durch Wärmebild-Verkehrssensoren miterfasst werden. 2022 sollen so zumindest drei bis sechs Dauerzählstellen realisiert werden. Der ADFC bedauert, dass die Stadt einmal mehr ihre früher gemachten Zusagen nicht umsetze und dass an den Stellen mit hohem Radverkehrsaufkommen, wie beispielsweise auf dem Christoph-Rübsamen-Steg, keine Zählung erfolgen werde. Der ADFC sieht dies als ein weiteres Beispiel, dass die Kluft zwischen städtischen Ankündigungen und städtischen Maßnahmen im Verkehrsbereich enorm sei. Nach wie vor passiere zu wenig, um diese Kluft zu schließen und sich auf den Weg zu einer klimaneutralen Stadt im Jahr 2035 zu machen, sagt der ADFC Gießen.

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Stephan Dietel
Gründer | Redaktionsleitung | CvD | Ressortleitung Straße | Leitung Multimediaredaktion | sd@radsportnachrichten.com

Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.

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