KROFDORF- Die besten Radball-Spieler versammelt für ein Turnier der Spitzenklasse fand man beim Weltcup-Spieltag des RSV Teutonia Krofdorf-Gleiberg unter dem Dach der Krofdorfer Eduard-David-Halle.
Der amtierende Weltmeister und UCI-Weltranglisten-Sieger 2013 aus Österreich, der frisch gebackene Deutschlandpokalsieger aus Stein (bei Nürnberg), der dreifacher Weltranglistensieger aus der Schweiz, der zweifache tschechische Vizemeister und viele weitere mit Medaillen behangene Meister waren die Grundlage für einen spannenden Spitzenspieltag in Mittelhessen, der nicht zuletzt durch die erste Mannschaft des Gastgebers mit Sascha Götz und Luca Wagner bereichert wurde. Durch eine „Wildcard“ bekamen sie die Möglichkeit, mit einer Art „Freikarte“ an dem Turnier teilzunehmen, auch wenn die beiden 26 Jahre alten „Teutonen“ trotz ihrer zahlreichen Erfolge als Außenseite für den Weltcup-Spieltag galten.
Gegebene Chance genutzt
Mit ihrem zweiten Platz beim U23-Europacup 2008 und dem gerade erst errungenen Sieg in der Nord-Staffel der 2. Bundesliga brauchten sich der 26 Jahre alte Torwart Sascha Götz und sein gleichaltriger Außenspieler-Partner Luca Wagner nicht verstecken. „Im Grunde hatten wir doch von vornherein verloren“ scherzte Götz und Wagner setzte nach: „Für uns ist das auch eine gute Übung. Wir geben unser Bestes und wissen dann, was wir noch trainieren müssen und was in solch einem Turnier abverlangt wird“. Das Duo Götz/Wagner präsentierte sich mit viel Selbstvertrauen und erntete mit Platz sieben ein achtbares Ergebnis im Turnier gegen die Besten ihrer Sportart. „Die ersten beiden Partien haben sie vielleicht ein bisschen zu hoch verloren“, lobte Trainer Wilfried Abel, der seinen Sohn Thomas vor einigen Jahren zweimal zum Weltmeistertitel gecoacht hatte. Ende Oktober haben Sascha Götz und Luca Wagner dann die Chance, in Denkendorf den Aufstieg in die 1. Bundesliga zu besiegeln. Und dort können ihnen auch die Eindrücke helfen, die sie während ihres Ausflugs im Weltcup gesammelt haben.
Grenzerfahrung zu Beginn
Einen ersten Fingerzeig, wie es in der höchsten deutschen Spielklasse zugeht, lieferte für die Lokalmatadoren gleich das erste Duell mit dem späteren Sieger vom RV Obernfeld. Die Cousins Andre und Manuel Kopp, die im vergangenen Jahr deutscher Vizemeister wurden und im Weltcup-Finale auf Rang vier landeten, zeigten den noch etwas nervösen Krofdorfern mit ihrer Abgeklärtheit und platzierten Schüssen klar die Grenzen auf. Nachdem Wagner Mitte der ersten Halbzeit nach einer Ecke auf 1:2 verkürzt hatte, keimte etwas Hoffnung auf, dass man dem Favoriten einigermaßen Paroli bieten könne, doch danach spielten die Niedersachsen ihre Stärke eindrucksvoll aus und siegten deutlich mit 9:1.
Noch ein Tor mehr kassierte die Gastgebermannschaft in der zweiten Begegnung gegen den RC Höchst, den österreichischen Weltmeister, die mit einer 2:10-Niederlage endete. Vor allem der erst 21 Jahre alte Torspieler Patrick Schnetzer zeigte, warum er in jungen Jahren schon fast alles erreicht hat, was es in dieser Sportart zu erreichen gibt. Gemeinsam mit seinem Partner Markus Bröll agierte er schon außergewöhnlich abgezockt und ließ RSV-Torsteher Götz mit seinen harten und sehr gezielten Abschlüssen kaum eine Chance. „Hier hat man klar den Unterschied zu uns gesehen“, sagte Wagner nach den ersten beiden Spielen gegen die vermeintlich stärksten Gruppengegner. „Aus welchen Positionen die schießen und wie sie dann die Dinger noch reinschweißen“, war er sichtlich beeindruckt von Obernfeld und Höchst. „Die haben jeden unserer Fehler sofort gnadenlos bestraft. So dürfen wir uns nicht mehr präsentieren“, haderte Sascha Götz und hoffte auf Besserung.
Mit den Spielen gewachsen
Diese trat dann auch in den beiden letzten Vorrundenspielen deutlich ein. Dem amtierenden tschechischen Meister SC Svitavka mit Jiri Hrdlicka und Pavel Loskot lieferten die Krofdorfer ein wesentlich ausgeglicheneres Duell. Nach der 1:0-Führung und dem zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich schien eine erste Überraschung möglich, letztlich behielten die etwas abgeklärteren Tschechen aber mit 7:4 die Oberhand. Im letzten Gruppenduell mit den Schweizern Severin und Benjamin Waibel vom RMV Pfungen, die zuvor im Alpenländer-Duell sensationell den Weltmeister bezwungen hatten, sollte dann aber endlich der erste Sieg gelingen. Das Heimteam war von Beginn an hellwach und legte nach einem sehenswerte Alleingang von Götz eine 3:1-Führung vor, erhöhte vier Minuten vor Spielende sogar auf 7:2 und brachte schießlich einen 8:6-Erfolg über die Zeit. Aufgrund des direkten Vergleichs gegenüber Pfungen platzierten sich Wagner/Götz auf dem vorletzten Rang der Gruppe 1 und erreichten damit das Spiel um Platz sieben. „Die Nervosität haben die Jungs diesmal gut in Leistung umgesetzt. Sie haben oft Probleme, ihre Spiele bis zum Ende fertig zu spielen, daran arbeiten wir, und gegen solche Gegner kann man beweisen, ob man das hinbekommt“, freute sich Trainer Abel, dass dies seinem Duo gegen die Schweizer erstmals gelungen war.
Im Platzierungsspiel bekamen Sascha Götz und Luca Wagner mit dem zweiten tschechischen Teilnehmer von MO Svitavka zu tun und zeigten auch hier, was sie drauf haben. Zwar geriet der Lokalmatador zunächst mit 0:1 in Rückstand, doch vier Treffer in Folge sorgten für einen beruhigenden Vorsprung. Am Ende hieß es 4:2 und die begeisterten Zuschauer bejubelten den letztlich siebten Rang der Teutonia-Mannschaft bei ihrer ersten Weltcup-Teilnahme.
Dramatisches Finale
Turniersieger wurde der RV Obernfeld, der im Finale Deutschland-Cupsieger Stein mit Bernd und Gerhard Mlady ausgeschaltet hatte und sich im Finale ein heißes Duell mit dem dreifachen Weltmeister RC Winterthur lieferte. Dieser hatte im Halbfinale den Weltmeister geschlagen. Der wohl erfahrenste Weltcup-Starter aus der Schweiz mit dem 40 Jahre alten, aber nach wie vor bärenstarken Außenspieler Peter Jiricek zwang die deutlichen jüngeren Kopps, bei denen Andre im Tor alles hielt, torlos in die Verlängerung und dann – nachdem beide Teams einmal getroffen hatten – auch ins Viermeterschießen. Einen dramatischeren Abschluss für die rundum gelungene Krofdorfer Radballveranstaltung hätte es nicht geben können. Die ersten fünf Strafstöße fanden sicher den Weg ins Tor, der sechste wurde Beute von Andre Kopp. Nachdem sein Cousin Manuel die Nerven behalten und getroffen hatte, war der Obernfelder Weltcupsieg perfekt. Rang drei sicherte sich der RSV Stein mit einem 8:4-Erfolg über Höchst. (lw)
Weltcup in Zahlen
Vorrunden-Gruppe 1 RC Höchst – SC Svitavka 7:4 RVS Obernfeld – RSV Krofdorf 9:1 RMV Pfungen – SC Svitavka 0:2 RC Höchst 1- RSV Krofdorf 10:2 RVS Obernfeld – RMV Pfungen 4:2 RSV Krofdorf – SC Svitavka 4:7 RC Höchst 1- RMV Pfungen 5:6 RVS Obernfeld – SC Svitavka 6:2 RSV Krofdorf – RMV Pfungen 8:6 RC Höchst 1- RVS Obernfeld 5:2 Tabelle 1. RC Höchst, 27:14, 9 2. RVS Obernfeld, 21:10, 9 3. SC Svitavka, 15:17, 6 4. RSV Krofdorf, 15:32, 3 5. RMV Pfungen, 14:19, 3 Vorrunden-Gruppe 2 RMC Stein – SNA Gent, 5:1 RC Winterthur – MO Svitavka, 5:1 VC Cronenbourg – SNA Gent, 3:6 RMC Stein – MO Svitavka, 4:3 RC Winterthur – VC Cronenbourg, 7:2 MO Svitavka – SNA Gent, 2:1 RMC Stein – VC Cronenbourg, 5:1 RC Winterthur – SNA Gent, 5:2 MO Svitavka – VC Cronenbourg, 2:3 RMC Stein – RC Winterthur, 3:2 Tabelle 1. RMC Stein, 17:7, 12 2. RC Winterthur, 19:8, 9 3. SNA Gent, 10:15, 3 4. MO Svitavka, 8:13, 3 5. VC Cronenbourg, 9:20, 3 Platzierungsspiele Spiel um Platz 9 RMV Pfungen – VC Cronenbourg, 6:4 Spiel um Platz 7 RSV Krofdorf – MO Svitavka, 4:2 Spiel um Platz 5 SC Svitavka – SNA Gent, 6:3 Endrunde 1. Halbfinale RC Höchst 1- RC Winterthur, 3:6 2. Halbfinale RMC Stein – RVS Obernfeld, 2:3 Spiel um Platz 3 RC Höchst 1 – RMC Stein, 4:8 Finale RVS Obernfeld – RC Winterthur, 5:3 (nach Viermeterschießen)REDAKTION | Dein Sport. Dein Revier. Wir berichten von hier.
Stephan Dietel
Er wohnt im Gießener Ortsteil Rödgen und legte im Jahr 2001 mit Erlebnisberichten über selbst gefahrene Radrennen den Grundstein. Mit großem Interesse am Radsport und am Journalismus entwickelt er mit seinem Team die Radsportnachrichten aus Mittelhessen immer weiter.